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Übersinnliche Erscheinungen in „Gehirn und Geist“

| 21 Kommentare

Der ganz normale Aberglaube“

heißt die Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe von Gehirn und Geist (12/2012).

Dazu gehört ein Interview mit Skeptiker-Autor Peter Brugger, das auch online im Volltext abrufbar ist:

Gibt es übersinnliche Erscheinungen? Peter Brugger war einst felsenfest davon überzeugt – und wollte es genauer wissen. Geisterhaftes entdeckte der Züricher Neuropsychologe zwar nicht, doch dafür fand er heraus, warum es in den Köpfen vieler Menschen spukt.“

Daneben schreibt der britische Psychologe Richard Wiseman einen mehrseitigen Artikel zum Thema „Übersinnlich veranlagt“, der so beginnt:

Haben Sie schon einmal das Antlitz von Jesus Christus auf einem Kartoffelchip entdeckt? Vermutlich nicht. Aber vielleicht sind Ihnen in Ihrem Leben bereits andere, ähnlich wundersame Erscheinungen begegnet.

Viele Menschen behaupten, es gäbe Geister oder sie könnten mit ihren Träumen die Zukunft vorhersagen. Manche sind sogar felsenfest davon überzeugt, sie hätten die Jungfrau Maria auf einem Käsetoast erkannt.
Solche Visionen erscheinen weit hergeholt – doch sie sind überraschend verbreitet. Drei von vier US-Amerikanern glauben laut einer Befragung aus dem Jahr 2005 an die Existenz para­normaler Phänomene; jeder Dritte will schon einmal etwas Übernatürliches erlebt haben.

Wie eine Langzeitstudie des Instituts für Demoskopie Allensbach ergab, hat sich die Zahl der abergläubischen Deutschen seit den 1970er Jahren fast verdoppelt. So erwarten 42 Prozent der Bundesbürger von einem vierblättrigen Kleeblatt Glück, jeder Vierte fürchtet die Zahl 13. Die Liste der paranormalen Phänomene, an die unsere Mitmenschen glauben, umfasst Telepathie, Hellsehen, die geistige Kontrolle über Gegenstände sowie die Gabe, mit Toten zu kommunizieren.

Angesichts der schieren Allgegenwart dieser Überzeugungen stellen sich Psychologen die Frage, was dahintersteckt.“

Und was steckt dahinter?

Wiseman macht für diese weit verbreiteten Überzeugungen verschiedene psychologische Phänomene wie zum Beispiel Pareidolie verantwortlich und sucht nach einer „vereinheitlichenden Theorie für den Glauben an Geister, Hellsehen und Telepathie“.

Hoch im Kurs stehen derzeit neurologische Tests zur Hemisphärendominanz der beiden Hälften unseres Gehirns:

Tatsächlich offenbaren Menschen, die scheinbar Unmögliches erlebt hatten, eine stärkere Rechtsdominanz als andere. Vermutlich neigen solche Personen eher dazu, nicht zusammenhängende Ereignisse miteinander zu verknüpfen, Gesichter in unklaren Formen zu sehen und Muster zu erkennen, wo keine sind. Auf Grund dieser Tendenz stoßen sie leichter auf „Übersinnliches“, wie etwa auf Fotos auftauchende Geister oder Träume, die wahr werden.“

In diesem Zusammenhang verweist Wiseman auch auf einen klassischen Versuch aus den 1940er-Jahren:

Fritz Heider und Marianne Simmel schufen einen kurzen Zeichentrickfilm, in dem sich ein großes und ein kleines Dreieck sowie ein Kreis in ein Rechteck hinein- und wieder hinausbewegten:

Menschen, die diese im Grunde bedeutungslose Animation anschauten, kreierten auf Anhieb ausführliche Geschichten, um die Handlung zu beschreiben.

Sie erzählten etwa, der Kreis sei in das kleine Dreieck verliebt, werde aber vom großen eifersüchtigen Rivalen bedroht. Das kleine Dreieck weise seinen Nebenbuhler jedoch erfolgreich in die Schranken und lebe fortan vergnügt mit dem Kreis zusammen.

Diese Experiment zeigt sehr schön, dass nahezu jeder Mensch planvolle Absicht und Sinn in Dingen entdecken kann, ohne dass diese wirklich vorhanden sind.“

Übrigens hat Wiseman gerade ein neues Buch herausgebracht, das es auch auf Deutsch gibt: „Paranormalität. Warum wir Dinge sehen, die es nicht gibt.“

 Zum Weiterlesen:

  • Das Paranormale in der Hirnforschung, Skeptiker 1/2012

21 Kommentare

  1. „Tatsächlich offenbaren Menschen, die scheinbar Unmögliches erlebt hatten, eine stärkere Rechtsdominanz als andere. Vermutlich neigen solche Personen eher dazu, nicht zusammenhängende Ereignisse miteinander zu verknüpfen […] und Muster zu erkennen, wo keine sind.“

    Ja, wie z.B. das Muster der „Rechtshemisphärendominanz“. Da sieht man sich lauter blinkende Voxel im MRT an und kreiert daraus dann eine so abstruse Theorie. Die Neurowissenschaften täten mal gut daran, auf ihre eigenen Methoden zu reflektieren – das hat ja schon die Tendenz eines Rückfalls in den Animismus, überall belebte Materie für gesellschaftliche Phänomene verantwortlich zu machen.

  2. Wurden die Übersinnlichen Phänomene nicht bereits in den Yogasutren des Patanjali Wissenschaftlich dargelegt? Eines der meistgelesen Werke der Welt. Es hat also nicht mit aberglauben zu tun, einzig das knowhow fehlt.

  3. „Es spukt nur in den Köpfen“ … wie wahr, wie wahr…

    Wann begreift der Mensch, daß er nicht die „Realität“ erkennen kann, sondern ein „Bild“ der Wirklichkeit, das in seinem Kopf entsteht; nicht alles was wir „sehen“ ist auch Realität; unser Gehirn urteilt nach Erfahrungen, es erkennt Muster in Cornflakes, die unserer Erfahrung entsprechen. Ein Buddhist wird in den Cornflakes nicht „Jesus“ sehen, sondern „Buddha“ in der Butter.

    Es ist ganz einfach: Wer an Geister glaubt, wird sie auch sehen.

  4. Eins ist jedenfalls ganz klar: Aberglaube bringt Unglück!

  5. @Abe ein Psychologie macht noch keinen Neurowissenschaftler aus (ebenso bei Wiseman), und auch wenn ich MRI studien oft mit dubiosem Auge verfolge so stimmt deine Kritik hier sicher nicht im fundamentalen, da solltest dich besser mit der Materie beschäftigen. Es springt halt nur ein jeder auf fürs schnelle Geld. Rechtsdominanz hier als Grund anzuführen ist aber dennoch ein bisl lächerlich. Ich hoff, der Artikel und das Buch gehen da ein bisl tiefer rein lol

  6. …“So erwarten 42 Prozent der Bundesbürger von einem vierblättrigen Kleeblatt Glück“…

    Bei uns neben dem Kernkraftwerk ist eine ganze Wiese mit vierblättrigem Klee. Haben wir ein Glück.

  7. Ach Ralf, mit welcher Rationalität kannst du denn so wissend und augenzwinkernd darüber stöhnen, daß die unwissende Menschheit das nicht begreife. Wenn du der nämlich die Rationalität absprichst, weil irgendwie alles nur Konstruktion des Hirns sei, dann solltest du sie dir auch absprechen – oder bist du kein Mensch?

    Neralethes, deinen Kommentar verstehe ich nicht. Das klingt so, als sei das eine Abfolge auf einer Strecke: Vom weniger erleuchteten Psychologen zum Neurowissenschaftler. Dabei sind das zwei unterschiedliche Gegenstände. Dein wohlgemeinter Rat, sich ‚besser mit der Materie [zu] beschäftigen“, mit dem du dich ganz geschickt in die Position des Bescheidwissers gesetzt hast (der ja, um diesen Rat geben zu können, das Wissen um die Materie bereits besitzen muss), greift leider nicht, ich habe als Psychologe und ‚Neurowissenschaftler‘ (unter der Bezeichnung sammelt sich so ziemlich alles) im MPI gearbeitet und auch zig Studien am MRT durchgeführt. Und nun? Was sollte ich nun, da ich mich ‚mit der Materie‘ beschäftigt habe, tun?

  8. @Abe:
    Der Mensch hat im Laufe seiner Entwicklung Methoden geschaffen, die ihm die Realität rational zugänglich machen, so dass er das was ihm sein Hirn vorgaukelt einer kritischen Überprüfung unterziehen kann (ich spreche von den Mechanismen und der Methodik auf denen alle Naturwissenschaften beruhen). Insofern kann @Ralf sehr wohl sozusagen als Außenstehender über Leute urteilen, denen nicht klar ist, dass ihr Gehirn sie täuschen kann, wohl wissend dass auch *sein* Gehirn *ihn* täuscht.

    Anders ausgedrückt:
    wenn ich den Eindruck habe, einen Geist zu sehen und daraus ableite es gäbe Geister, ist das etwas ganz anderes als wenn ich in der gleichen Situation darüber nachdenke, was dazu geführt haben kann, dass ich etwas zu sehen glaube, für dessen Existenz es keinerlei wissenschaftlich haltbaren Nachweis gibt.

  9. Mephisto, mal abgesehen davon, daß das ein ziemlich naiver Begriff von ‚Realität‘ ist, der da als Maßstab angelegt wird, schrieb er nicht nur von „den Leuten, denen nicht klar ist…“, sondern ganz generisch seufzend von „der Mensch“. D.h. deine freundliche Erläuterung sollte Ralf adressieren, nicht mich. Das, was mich nur zu dem Kommentar getrieben hat, war dieser nervige Gestus des Bescheidwissens und zum Glück nicht so dumm zu sein, wie jene Cornflakes-Christen – also reines Distinktionsbedürfnis. Diese Aussage wollte er jedoch gleich auf die ganze Menschheit bezogen wissen. Da darf man sich, ob dieses Eigentors, dann schon mal Kritik gefallen lassen. Denn dieses konstruktivistische Geschwätz vermeintlich viel Aufgeklärterer ist nicht minder naiv, als in einem Cornflake Jesus Konterfei erkennen zu wollen; eine vulgär-konstruktivistische Binse…

  10. @Abe:
    Es scheint mir dennoch so, als müsstest Du Dir hier an die eigene Nase fassen: wenn jemand von „der Mensch“ an sich schreibt, dann ist es zwar formal logisch zulässig anzunehmen, es sei die ganze Menschheit gemeint, die Alltagserfahrung eines erwachsenen Menschen sollte einem aber sagen, dass das in aller Regel nicht der Fall ist. Und darauf stützt sich Deine ganze Kritik. Ziemlich wenig, wenn man sich ansieht mit welcher von-oben-herab-Rhetorik Du reagiert hast.

    Abgesehen davon unterstellst Du Ralf reines Distinktionsbedürfnis. Woher meinst Du das wissen zu können? Ich persönlich finde das ziemlich überheblich von Dir!

  11. Super…man nimmt mich wahr…toll…
    was ich nicht verstehe ist, das „Abe“ sich beschwert, wo er doch schreibt: „augenzwinkernd“…genau, das ist es…mein Kommentar sollte nicht zu 100% ernst genommen werden, aber ein wahrer Kern, würde ich ihm doch unterstellen.
    Schon: „Buddah in der Butter“ ist doch ein Witz…weil…“Butter“ auch gerne „Budda“ genannt wird…also dachte ich…;-)

  12. Zitat Abe
    <<[..]oder bist du kein Mensch?

    Man…ich wurde erkannt…ich bin ALF…getarnt mit einem 'R'…Lölchen

    Noch etwas…ich habe nichts gegen "logische Genauheit"…aber etwas Spaß sollte doch erlaubt sein…ich komme mir bei "Abe" vor, als würde ich in einem "christlich fundamentalen Forum" schreiben. Sind mittlerweile die Atheisten die Spaßbremsen?

  13. Ja, zugegeben, ein bisschen überheblich mag das von mir sein – sorry dafür. Den Vorwurf der Überheblichkeit in einer ‚Community‘ zu bekommen, deren täglicher Umgang mit der Eso-Szene darin besteht, ihnen gegenüber ‚überheblich‘ zu sein, weil diese Szene etwas aus der ‚Alltagserfahrung‘ völlig abstruses ableitet, was ‚formal logisch‘ ergo wissenschaftlich nicht stimmt, ist schon ein wenig bigott (vulgo: Bitte nicht den eigenen Anhängern ans Bein pinkeln, das sind doch die Guten…).

    Und die Sache mit dem Distinktionsbedürfnis ist natürlich eine Unterstellung – eine m.E. nach wie vor plausiblel.

    Denn Ralf schreibt ja selbst, daß es ihm lediglich um den Witz gehe. Der speist sich aber aus der Erhebung über all‘ die anderen dummen Menschen, die angeblich etwas nicht verstanden hätten, was er aber verstehe. Wenn sich dann aber die Grundlage, auf der diese Erhebung gestützt wurde, sich als ebenso naiv herausstellt, kann ich meine Füße nicht still halten, das empfinde ich – wie ich ja bereits oben schrieb – als sehr nervig.

    Da schnappt mein ‚Kritikmodus‘ ein, weil das formal eine ebenso fatale, weil naiv anthropologische Aussage ist, wie „Homöopathie wirkt, das habe ich bei mir und vielen anderen gesehen“ (=’Alltagserfahrung‘). Dein Argument mit der „Alltagserfahrung“, mit der man es nicht so streng nehmen dürfe, ist da nur ein Kniff. Mit der kannst du alle Kritik entsubstantialisieren, dann müssen wir uns gar nicht die Mühe machen, überhaupt miteinander zu kommunizieren.

    OK, er mag das im naiven Alltagsverstand gemeint haben, ohne Anspruch, es allzu genau zu nehmen – was aber ja wiederum für die Behauptung spricht, daß das Distinktionsbedürfnis ist. Mir ging es – ebenso wie der GWUP oder Psiram – um das gegeneinander Ausspielen von ‚Alltagserfahrung‘ und ‚Wissenschaft‘.

    Dabei unbenommen bleibt, lieber Ralf, das du dich gerne über Christen und Buddhisten lustig machen darfst, so viel du willst. Da hat hier wohl niemand etwas dagegen. Aber bitte ohne dieses vulgär-nietzscheanische Geraune à la „ach, die Menschheit… wenn sie doch bloß begriff, was ich längst begriffen habe…“.

  14. @Abe:

    „Das gegeneinander Ausspielen von ‚Alltagserfahrung‘ und ‚Wissenschaft.“

    Das ist mir zumindest *so* nicht bewusst, dass wir das tun.

    Wissenschaft ist doch wenig anderes als „aufbereitete“ Alltagserfahrung – d.h. Erfahrung, die sich nach Überprüfung als korrekt herausgestellt hat.

    Als banales Beispiel nenne ich mal „Bauernregeln“.

    Wissenschaft beschäftigt sich im Grunde mit der Frage, ob die berühmten „persönlichen Erfahrungen“ verallgemeinerbar sind. Oft sind sie das, mindestens ebenso oft aber nicht.

    Ich denke nur, dass „Esoteriker“ grundsätzlich zu einem „Erfahrungsfundamentalismus“ neigen, also ihre Erfahrungen, ihre „Intuition“, ihr „Bauchgefühl“ etc.pp. für unbedingt und unfehlbar „wahr“ halten, was sehr fragwürdig ist.

    Das heißt, unser „Angriffspunkt“ sind nicht „Erfahrungen“ (was würde ein Arzt ohne seine langjährige Erfahrung machen?), sondern Erfahrungen, die x-mal widerlegt worden sind und trotzdem als „Argument“ aufrecht erhalten werden.

    Ich sehe hier kein „gegeneinander Ausspielen“.

  15. @Abe:
    Du kannst es nicht lassen, oder? Du phantasierst Dir ein Argumentationsmuster zusammen (ihnen [der Eso-Szene] gegenüber ‘überheblich’ zu sein, weil diese Szene etwas aus der ‘Alltagserfahrung’ völlig abstruses ableitet, was ‘formal logisch’ ergo wissenschaftlich nicht stimmt…), bezeichnest es bigott und meinst wieder obendrauf zu sitzen (Distinktionsbedürfnis, oder?).
    (Natur-)Wissenschaft basiert auf formaler Logik, aber sie ist nicht ihr einziges Mittel.

    Auch bestreitet hier niemand die Existenz und Relevanz von Alltagserfahrung. Würde man die komplett ausblenden wäre man lebensunfähig, man muss sich aber im klaren darüber sein, dass sie nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Zwar ist das auch die Wissenschaft nicht, aber sie ist näher dran.

    Dass man, wenn man von „der Mensch“ spricht, nicht die gesamte Menschheit meint, ergibt sich doch schon daraus, dass das eine Pauschalbeurteilung von über 7 Mrd. Menschen (!!!) wäre, die man mit sehr sehr wenigen Ausnahmen nicht einmal kennt. Dass das nur zulässig ist, wenn man über Eigenschaften spricht die tatsächlich allen Menschen gemeinsam sind/sein müssten, liegt so klar auf der Hand, dass ich Deine Argumente an dieser Stelle nur als Ausreden verstehen kann. Tut mir leid.

    Und zuguterletzt:
    Aber bitte ohne dieses vulgär-nietzscheanische Geraune à la “ach, die Menschheit… wenn sie doch bloß begriff, was ich längst begriffen habe…”.
    All diese Worte, all diese Argumente und Du unterstellst Ralf immer noch er würde die ganze Menschheit (diesmal nur mit Ausnahme von sich selbst) meinen? Ich an Deiner Stelle würde mal darüber nachdenken was ich falsch mache, anstatt hier noch große Töne zu spucken.

  16. @Abe
    …es ist schon nicht mehr lustig, was Du da schreibst…LOL

  17. Lieber Mephisto, Sie machen es sich ein wenig zu einfach und es ist mir auch ein wenig zu mühsam, gegen diese Donquichotterie an Gesinnung anzuargumentieren.

    In der Hoffnung, daß das wenigstens von Dritten nachvollzogen werden kann, sei hier nochmal ein Punkt pars pro toto erläutert. Meinetwegen soll ich da auch des Distinktionsbedürfnisses bezichtigt werden, mag sein, aber ich versuche zu erklären, worin der Unterschied besteht:

    Sie schreiben ja, das die Rede von „dem Menschen“ ein Urteil über ~7 Mrd. Menschen beinhaltet, das habe aber ja nicht ich gefällt, sondern Ralf mit seiner Formulierung („wann begreift der Mensch endlich…“). Ihre Nörgelei sollte sich also – once again – an Ralf und nicht mich richten. Was ich nun mit Ralf gemacht habe, war, was man im Englischen mit „to call sb on his/her bullshit“ bezeichnet. D.h. ich habe seine Aussage ernst genommen und sie gerade deswegen kritisiert, d.h. habe Ralf auch den gleichen Kenntnisstand unterstellt und ihn gerade aus diesem Anspruch heraus kritisiert. D.h. ihm unterstellt, er hätte es besser wissen sollen, hat sich aber – so meine Unterstellung – aus Distinktionsbedürfnis heraus dazu entschieden, das habe ich überheblich genannt. Ist das so schwer zu verstehen?

    @Bernd, was Sie schreiben stelle ich ja nicht in Abrede, der Unterschied scheint mir hier nur in der Betonung auf ‚Alltag‘ in ‚Alltagserfahrung‘ zu sein.

    Denn wenn man Erfahrung wissenschaftlich aufbereitet, entkleidet sie sich sozusagen des Allgagsgewands. Sie haben die ‚Bauernregeln‘ als hypothesengenerierenden Einfluss genannt. Ein Beispiel dazu aus meinem Fachbereich: Die Sozialpsychologie wollte in Bezug auf romantische Zweierbeziehungen wissen, ob ‚gleich und gleich sich gern gesellt‘ oder ob Gegensätze sich anziehen, dazu hat man dann Experimente durchgeführt und festgestellt, daß Ersteres zutrifft. Wenn nun ein Homöopathiefan behauptet, er habe miterlebt, wie Globuli X bei Person Y wirke, ist das eine Alltagserfahrung, die aber durch wiss. Erfahrung widerlegt wurde.

    Man spielt also letzteres durch ersteres aus, auf der Grundlage eines konfirmatrischen Urteils. Dass sich wissenschaftliche Fragestellungen u.a. aus Alltagserfahrung speisen, sei unbenommen. Die kritischen Interventionen der GWUP funktionieren aber auf Grundlage bereits wiss. gemachter Erfahrung und diese spielt man aufgrund ihres überzeugenderen Charakters (systematisiert, objektiviert, doppelblind, usw.) gegen die subjektiv valide, aber eben nicht reliable Alltagserfahrung aus, die es besser wissen könnte (also bereits über ihren Irrtum aufgeklärt sein könnte), weil es ja schon verlässliche (ergo: wiss.) Erfahrung gibt, die die eigene konterkariert.

    Man macht ihnen diesen Vorwurf des ‚ihr könntet es doch besser wissen, als euch auf eure ad hominem Erlebnisse zu verlassen, den es gibt dazu Untersuchungen‘ – das meine ich mit ‚Ausspielen‘

  18. Lieber Abe,
    Sie werfen mir genau das vor, dessen sie sich selbst bedienen:

    Thema Donquichotterie an Gesinnung:
    Sie sind es, der Ralf hier wieder und wieder vorwirft, es sei seine Absicht gewesen, ein Urteil über nahezu die gesamte Menschheit zu fällen, obwohl er dem selbst widersprochen hat und obwohl offenbar niemand sonst das so verstanden hat.

    Sie schreiben ja, das die Rede von “dem Menschen” ein Urteil über ~7 Mrd. Menschen beinhaltet, das habe aber ja nicht ich gefällt, sondern Ralf mit seiner Formulierung (“wann begreift der Mensch endlich…”). Ihre Nörgelei sollte sich also – once again – an Ralf und nicht mich richten.

    Meine Worte waren: „Dass man, wenn man von “der Mensch” spricht, nicht die gesamte Menschheit meint, ergibt sich doch schon daraus, dass das eine Pauschalbeurteilung von über 7 Mrd. Menschen (!!!) wäre… Ich bediente mich also des Konjunktivs und das nicht umsonst! Aber wie ernsthaft Sie diese Kritik in betracht gezogen haben, zeigt sich schon daran, dass Sie versuchen sie als „Nörgelei“ abzutun.

    Was ich nun mit Ralf gemacht habe, war, was man im Englischen mit “to call sb on his/her bullshit” bezeichnet. D.h. ich habe seine Aussage ernst genommen und sie gerade deswegen kritisiert

    Oder anders ausgedrückt: Sie haben etwas unterstellt, von dem Sie hätten annehmen müssen, dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht zutrifft und haben Ihre gesamte Kritik darauf aufgebaut. Genau das habe ich doch von Anfang an gesagt.
    Also: Wer ist schuld am Missverständnis? Derjenige der 2% Spielraum für Fehlinterpretationen offenlässt oder derjenige der die restlichen 98% ignoriert?

    Ist das so schwer zu verstehen?

    Das Vorgehen an sich ist so leicht zu verstehen wie es unsinnig ist, aber die Motivation dafür und erst recht die Motivation, Kritik daran dann auch noch mit einer unerträglichen von-oben-herab-Rhetorik zu begegnen, ist praktisch unmöglich nachzuvollziehen.

    Aber bitte: Bleiben Sie ruhig auf Ihrem hohen Ross sitzen. Ich wollte nur helfen … aber muss ja nicht sein … wer nicht will, der hat eben schon.

  19. Es ist unglaublich…ich glaub‘ es nicht, wie jemand sich so über einen kleinen Satz „aufregen“ kann…Akademiker müßte man sein, dann hätte man Zeit… ;-)

  20. Tolle Aussichten für Astrologen:

    http://web.de/magazine/wissen/mensch/17438420-deutsche-glauben-verstaerkt-wunder-wiedergeburt.html#.A1000311

    Betrüger brauchen sich also auch zukünftig nicht um mangelnde Einnahmen zu sorgen…

  21. Wenn Politiker, Familienangehörige und Chefs versagen sowie MANCHE Ärzte ihre Patienten ohne erkennbare Fürsorge und Respekt behandeln, stehen Wunderheilern, Astrologen und anderen Gauner alle Türen offen.

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