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SKEPTIKER 3/2012: Handymythen

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Lust auf eine Tüte frisches Popcorn, aber kein Jahrmarkt weit und breit? Ganz einfach: selber machen! Dafür braucht man nichts weiter als Popcornmais und ein paar Handys, und schon nach wenigen Minuten ist das Knabberzeug fertig – so zumindest in einem Video zu sehen.

Doch wer es zuhause ausprobiert, kann lange auf sein Popcorn warten. Und wer nun aus Furcht vor Handy-Strahlen sein Gerät lieber aus lässt, kann es beruhigt wieder anschalten: an der Geschichte ist nichts dran.

Ursprünglich war das Video weder als Warnung gedacht noch als Rezept zum Selbermachen, sondern als Marketing-Gag einer US-Firma. Allerdings hat es im Web längst ein Eigenleben entwickelt.

Genau wie der ebenfalls scherzhaft gemeinte Tipp, mit dem Mobiltelefon ein Ei zu kochen. Was sich dabei wirklich tut – oder besser: nicht tut – , konnten die Besucher einer Science Week der Australian Center for RF Bioeffects Research erleben: Roher Eierschmodder auch nach 65 Minuten zwischen zwei Handys im Sendebetrieb oder nahe einer Sendeantenne. Dennoch erfreut sich die Geschichte einer gewissen Beliebtheit. So berichtet der Telekommunikations-Experte Manfred Ruttner von einem Mediziner, der mit Hinweis auf den Eier-Mythos vor Mobilfunk warnte.

Warum man mit dem Handy nicht kochen kann, erklärt Ruttner im aktuellen SKEPTIKER: die schlappen 2 Watt pro Gerät reichen nicht einmal annähernd zum Garen.

 Auch wenn man annimmt, dass die gesamte Sendeleistung in das Ei überginge, wäre der Temperaturanstieg sehr gering – auf jeden Fall viel zu gering, um ein Ei zu garen, dafür sind nämlich 70 °C und mehr erforderlich. Auch für die Zubereitung von Popcorn reicht die Energie niemals aus. Ein Mikrowellenherd mit einer Leistung von 800 Watt benötigt ca. 4 Minuten, um Popcorn zuzubereiten.

In seinem Beitrag hat er sich noch weitere Fragen rund ums Handy vorgenommen:

  • Warum so viele Mobilfunkanlagen? Und wieso werden immer noch welche gebaut?
  • Führen Sendeanlagen am Ortsrand zu geringeren Immissionen?
  • Sendet ein eingeschaltetes Handy überhaupt dauerhaft?
  • Und wer braucht eigentlich Elektrosmog- Abschirmprodukte?

SKEPTIKER 3/2012 hier bestellen.

Autor: Inge Hüsgen

Redaktionsleiterin Skeptiker - Zeitschrift für Wissenschaft und kritisches Denken

7 Kommentare

  1. Das Thema ist nach wie vor aktuell. Ein paar ver(w)irrte fantasieren sogar von negativen Effekten der Handys auf homöopathische Mittel. Dabei müssen sie laut Hahnemann doch nur Kaffee trinken oder onanieren, damit die homöopathischen Zauberkügelchen nicht helfen….Gerade ein Flyer gefunden:

    Da wird gern mal behauptet, dass homöopathische Heilmittel über Resonanz wirken und dass Flüssigkeiten Informationen der Heilmittel aufnehmen und an unsere Lebenskraft weitergeben und diese anregen. jaja, das kennen wir ja von den Homöopathieanhängern
    und weiter geht es mit Aussagen, dass WLAN und Bluetooth und Handynetze und Babyphone, dass diese technischen Signale über Resonanz von den natürlichen Schwingkreisen empfangen werden, genau und so kommt es zu Störungen in der Kommunikation der Zellen.

    Und weil der Funk überall dazwischen funkt, ist es das Anliegen dieser Fantasten die Lebenskraft zu schützen, denn die Eigenheilkräfte und die Lebenskraft wird geschwächt durch Handys & Co. und daher ist Aufklärung wichtig. Unterzeichnet von einem Dr. Med für Allgemeinmedizin. Homöopathie.

    Wenn man mit solchem Schund Eltern verunsichert, dann kann man ihnen natürlich anschließend auch schön die Lösung dafür verkaufen.

  2. >>Wenn man mit solchem Schund Eltern verunsichert, dann kann man ihnen natürlich anschließend auch die Lösung dafür verkaufen.<<

    Was bei Eltern funktioniert, wird auf Tierbesitzer übertragen!

    Ich könnte schreien, wenn auf der Hundewiese oder im Pferdestall dieser Humbug empfohlen wird. Wie z. B.:
    – Bernsteinkette für den Hund gegen Handystrahlen und Zecken für ca.
    20,00 Euro
    – Strahlenschutz to go für das Pferd, befestigt mit Klettverschluss
    am Halfter (für den Weidengang). Den Preis habe ich nicht mehr mit-
    bekommen – ich suchte das Weite!
    – Abschirmgeräte in der Pferdebox ersetzen die in der menschlichen
    Behausung verwendete sündhaftteure Abschirmfarbe, usw.

    Der Irrsinn, es sind Personen die kein Argument gelten lassen! Selbst wenn dem Hund mit Bernsteinhalsband täglich mehrere Zecken entfernt werden müssen, es wird kein von Tierärzten empfohlenes Mittel verwendet.

  3. Hallo,
    wenn auch absurde Mythen existieren ist doch auch eine skeptische Einstellung GEGENÜBER DER ANGEBLICHEN UNSCHÄDLICHKEIT geboten.

    Siehe hierzu … […]

  4. @Erik:

    Stimmt, aber deshalb werden Sie hier keine Werbung für Spinner-Seiten platzieren.

  5. das funktioniert doch lediglich bei Smartphones, allerdings muß man sich vorher die Kochapp holen ;)

  6. Vor gar nicht so langer Zeit war es Jugendlichen peinlich, mit großen Handys rumzulaufen und damit öffentlich zu telefonieren. Wer das neueste und kleinste Handy hatte, war in der Schule der Star unter den Jugendlichen.

    Gestern sah ich eine größere Ansammlung von ca. 12-16 jährigen Jungs, die auf der Straße mit ihrem Smartphone rumspielten und sich damit versuchten gegenseitig zu übertrumpfen. Jetzt sind die Dinger wieder richtig groß und mit der aufgeklappten Hülle (die beim Telefonieren runterhängt) ca. 30 cm lang (kein Scherz). Dies sah neben den kleinen Köpfen der Kinder und Jugendlichen irgendwie lustig aus.

    Wer kein derartiges Multigerät besitzt, gilt als uncool und out. Das konnte ich feststellen, als einer der Jungs (der Einzige) nur ein einfaches Handy, pardon Smartphone, in den Händen hielt. Traurig, oder?

  7. Erinnere mich soeben an Szenen mit Simon Gosejohann, in denen er – in der (schrecklichen) TV-Serie „Comedystreet“ – Passanten mit einem übergroßen Handy telefonierend, verarschte.

    Und heute laufen Menschen tatsächlich mit so einem Riesending rum.

    Jaja, ich weiß, man kann soviel damit machen. Sieht für mich aber trotzdem albern aus, solch ein Smartphone mit „Riesendisplay“ an´s Ohr zu halten

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