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Jahrmarktsmedizin!

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Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) blamiert sich mal wieder mit der Gebetsmühlenforderung nach „weiterem Forschungsbedarf“ in Sachen Zuckerpillchen.

Was davon zu halten ist, haben wir schon vor zwei Jahren in dem Artikel „Homöopathie: Brauchen wir mehr Forschung?“ dargelegt.

Und weil wir gerade beim Thema sind:

Bei Astrodicticum simplex gibt’s den ebenso interessanten wie deprimierenden Erfahrungsbericht eines Tierhalters, der mit seiner Katze bei einem homöopathischen Tierarzt landet und mit diesem in Streit gerät.

Kritisch gedacht veröffentlicht die ungekürzte Fassung eines Interviews mit dem Bremer Zahnmediziner Dr. Hans-Werner Bertelsen zum Thema „Ganzheitliche Zahnheilkunde“.

Ein Auszug:

Drei kleine Dinge würden schon ausreichen, die Kundschaft gegen ungewollte Esoterikattacken zu schützen:

1. Man sollte die Kundschaft aufklären, sobald der wirksamkeitsgeprüfte Bereich verlassen wird und sie somit keinen Anspruch auf faire gerichtliche Klärung haben, weil im Bereich der Mumpitz keine Standards definiert sind. Die geneigte Kundschaft sollte dieses durch eine Unterschrift verbindlich erklären. In der Implantologie ist dieses Procedere längst Alltag.

Wer unterschreibt, braucht sich hinterher nicht beklagen und vor allem nicht zu schämen. Jeder darf schließlich sein Geld Hütchenspielern geben oder auch anonym verschenken. Das steht
mündigen Bürgern frei.

2. Man sollte eine standardisierte Begrüßungsformel einführen. Statt „Guten Tag! Wie geht es Ihnen heute?“ sollte es klar verständlich heißen: „Heeeereinspaziert!“ Damit ist jedem klar: Esotime! Jetzt gibt es Jahrmarktsmedizin!

3. Die weiße Berufskleidung sollte getauscht werden gegen Frack und Zylinder. Sonst ist die Gefahr der Verwechslung für unsere Patienten einfach zu groß.“

Zum Weiterlesen:

4 Kommentare

  1. Also wenn ich einem studierten (Veterinär-/Zahn-/) Mediziner im 21. Jahrhundert in einer westlichen Industrienation in die Augen schaue und der mir sagt, dass er keine Veranlassung sieht, an Homöopathie zu zweifeln, gar noch nicht einmal die Kritik nachvollziehen kann, dann ist das einfach grauenvoll. Da braucht man keine Horrorfilme mehr zu sehen.

  2. Na ja, was soll der DZVhÄ auch machen, zugeben dass die bisher durchgeführten Studien zeigen, dass es (bei Hochpotenzen) egal ist, ob man „Aconitum“ oder „Sulphur“ oder doch gleich unbehexten Trägerstoff verabreicht? Den Verein auflösen, Mitgliedsbeiträge zurückzahlen und bei allen homöopathisch behandelten Patienten entschuldigen? Nö, die Homöopathiegeschichte ist, wie es so schön Neudeutsch heißt, „too big to fail“ also müssen sie Gedeih und Verderb weitermachen.

    Zu dem Tierarztbericht muss ich gestehen, dass ich auch schon einmal, um einer unangenehmen Diskussion mit dem Tierarzt zu vermeiden, eine homöopathische Behandlung zugelassen habe. Er ist absolut von der Wirkung von „Traumeel“ überzeugt, und wie im oben verlinkten Fall wurde bei meiner Katze ein Antibiotikum dazu gegeben, also habe ich nicht laut losgeschrien als er mir – während er das Zeug meiner (nicht allzu begeisterten) Katze einflöste – sagte, „keine Angst, das ist homöopathisch“. Später habe ich dann nachgeschaut und erfahren, dass es eine Mischung aus Niedrigpotenzen (D1 – D6) ist, also ist immerhin Wirkpotential da; trotzdem denke ich dass diese Behandlung eher den Tierarzt beruhigt und den Tieren daher nur mittelbar zugute kommt. Zu diesem Tierarzt gehe ich übrigens nicht mehr.

  3. ich kann nur eines sagen….

    finger weg von diesem zeug…

    mein 4 jähriger siam-kater ist elend zu grunde gegangen,da eine tierärztin—-schwerpunkt homöopathie….ihn falsch und nur mit den globulis behandelt hatte. klar,war ja gute abzockerei 3x pro woche
    109.–euro
    er hat nur noch wasser gebrochen,geschwollenes hinterbeinchen,vor lauter globuli merkte sie nicht,er hatte herz-insuffizienz.da sie ja auch tier-ärztin war,kamen spritzen,tabletten etc.zum einsatz..doch das kam leider zu spät..in 2.instanz rief ich die tierrettung,die den kopf schüttelten und nochmal genau untersuchten…es war zu spät,er musste eingeschläfert werden…ein kater mit 4 jahren…zu jung zum sterben…
    die praxis gibt es inzwischen nicht mehr….

  4. Zahnmediziner Dr. Hans-Werner Bertelsen scheint ein unentdecktes Comedytalent zu haben;-)

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