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Voll fett, das Greifswald-Ufo

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Nun wissen wir es also ganz genau:

Ufo-Gucken macht fett“,

schreibt Spiegel-Online – und nimmt mit dieser Schlagzeile Bezug auf Robbie Williams und dessen Alien-Obsession.

Oder sagen wir besser: dessen ehemalige Alien-Obsession, von der in den Medien immer wieder die Rede war, etwa hier und hier und hier.

Davon will der Pop-Star indes nichts mehr wissen:

Heute findet er seine Faszination für Ufos ziemlich gefährlich. „Es hat nicht funktioniert. Es hat mich nur verrückt gemacht und – zu der Zeit – auch fett. Ich war verrückt und fett und sah Ufos.“

Nun ja, vielleicht sollte sich die Deutschsprachige Gesellschaft für Ufo-Forschung (DEGUFO) daran ein Beispiel nehmen.

Denn das, was DEGUFO-Chef Alexander Knörr in einem Interview mit Sebastian Bartoschek so von sich gibt, hebt deutlich ins Surreale ab:

Wir alle können UFO-Sichtungen NICHT 100%ig klären, es bleibt ein Faktor an ungeklärten Sichtungen, je nach Gruppe, von 5 bis 15 % oder sogar mehr. Und in diesen Fällen kann man einfach nicht sagen, was der Verursacher war. Vielleicht bieten sich zu einem späteren Zeitpunkt neue Erkenntnisse, die man auch zur Aufhellung dieser Fälle zur Hand nehmen kann, aber so lange auch nur ein Fall nicht geklärt ist, ist das Phänomen einfach vorhanden!“

Ah ja.

Anscheinend ist der Herr „Ufo-Forscher“ nicht einmal in der Lage, zwischen einem „Ufo“ und einem „Ufo-Phänomen“ zu unterscheiden.

Natürlich gibt es ein „Ufo-Phänomen“, was auch kein Skeptiker bestreitet. Und selbstverständlich lassen sich nicht alle Fälle sofort aufklären, manche auch gar nicht.

Das hat etwas mit der Informationslage und den zur Verfügung stehenden Quellen zu tun. Und vor allem mit den Augenzeugen, die mitnichten absolut zuverlässige Aussagen machen.

Als Zeuge ist der Mensch eine Fehlkonstruktion“,

wissen zwar Richter und Polizisten – aber anscheinend nicht die Ufo-Enthusiasten vom Schlage der DEGUFO und Co., die aus ihren „fünf bis 15 Prozent“ ungelöster Sichtungen ohne Umschweife ein „unerklärliches Phänomen“ konstruieren, anstatt sich intensiver mit Wahrnehmungspsychologie und Erzählforschung zu befassen.

Kein redlicher Skeptiker hält Ufo-Sichtungen für „Spinnereien“, wie Knörr glaubt sich echauffieren zu müssen. Kritische Artikel wie „Ufos entstehen im Hirn“ sagen Ufo-Zeugen keineswegs Schwindel und Betrug nach, sondern verweisen lediglich auf die wahrnehmungspsychologischen Aspekte des Ufo-Phänomens.

Vor diesem Hintergrund ist die harsche Reaktion des DEGUFO-Chefs auf die abschließende Frage Bartoscheks nicht ganz nachvollziehbar:

Wie gehen Sie mit Vorwürfen um, lieber exotische Deutungsmodelle zu suchen, statt einfach zu erkennen, dass es nichts Paranormales am UFO-Phänomen gibt?“

Knörrs Antwort:

Diese Vorwürfe kann ich nur als schlichtwege Lüge abweisen! […]

Dass man die meisten dieser in der UFO-Geschichte aufgetretenen Fälle heute nicht mehr nachrecherchieren kann, bedeutet nicht automatisch, dass es sie nicht gibt! Und die automatisierte Unterstellung, dass es sich hierbei lediglich um Spinnereien handelt, kann man einfach nicht so stehen lassen.“

Mal abgesehen davon, dass man mit Politiker-Phraseologie vorsichtig sein sollte, wenn man sie nicht wirklich beherrscht, verfängt sich der DEGUFO-Vorsitzende hier in seinem eigenen Zirkelschluss.

Denn erstens gibt es – wie schon gesagt – diese „automatisierte Unterstellung“ gar nicht.

Und zweitens kann man das Ganze natürlich auch genau andersrum sehen:

Gut, Fliegende Untertassen können nicht immer erklärt werden. Es gibt aber auch keinen Beweis dafür, dass sie Besucher aus anderen Sonnensystemen zur Erde befördern.

Warum glauben so viele Menschen dennoch fest daran, dass es für die UFOs eine so bizarre Erklärung wie ,außerirdische Besucher‘ geben muss, nur weil die ausgemachten Erscheinungen auch fremde Raumschiffe sein könnten?“,

schreibt der Skeptiker Werner Walter in seinem Buch „Ufos – Die Wahrheit“:

Zweifellos ist es die Mystik, die alles Außerirdische umgibt, welche die meisten Menschen (darunter ganz kauzige Typen) geradezu magisch anzieht – und die ,Fliegenden Untertassen‘-UFOs sind dafür das neuzeitliche Übersymbol.“

So sieht es fast aus, denn natürlich ist für die DEGUFO auch das sogenannte Greifswald-Ufo von 1990 noch immer völlig rätselhaft.

Wie unsere Freunde von grenzwissenschaft-aktuell melden, sucht die DEGUFO nach Zeugen für diesen 22 Jahre zurückliegenden Vorfall. Dazu heißt es unter anderem:

UFO-Skeptiker erklären die Beobachtung, die damals auch gefilmt und fotografiert werden konnte, von jeher wohlfeil mit Leuchtmunition, die während eines Manövers der Nationalen Volksarmee und/oder Warschauer-Pakt-Staaten eingesetzt wurde.“

Allein diese kurze Passage dokumentiert, wie genau es die Ufo-Fans mit der Wahrheit und den Fakten nehmen – denn im Abschlussbericht der Skeptiker ist von „Leuchtmunition“ keine Rede.

Nachzulesen ist „Das Ufo-Phänomen von Greifswald: Ein deutscher Klassiker“ auch im Online-Archiv des Skeptiker (Nr. 4/1999)

Und so sah das Ganze damals aus:

Zum Weiterlesen:

 

4 Kommentare

  1. In einem der Kommentare zu diesen Videos wird ja schon vermutet, dass es sich einfach nur um schwebende Laternen handeln könnte (so etwas: http://www.pearl.de/ar-2-41.shtml – das soll jetzt keine Werbung sein!), die des Öfteren gestartet werden (z.B. zu festlichen Anlässen wie Geburtstage, Hochzeiten, Partys etc.).
    Für mich persönlich sieht es auch ganz danach aus – die Bewegungen würden passen.

  2. @Piepsi: Ja, diese Himmelslaternen (von kritischen Ufoforschern auch „glühende Himmelspest“ genannt) sind seit einigen Jahren der Hauptgrund für „Ufo-Alarm“.

    Zu diesen Videos passt diese Erklärung aber eigentlich nicht so richtig: Dafür sind die Objekte zu massiv, und das Ganze dauert viel zu lange, also deutlich über die Brenndauer von Himmelslaternen hinaus, und auch die Entfernung, die die Objekte insgesamt zurückgelegt haben, geht weit über das Potenzial von Himmelslaternen hinaus.

    Und, nicht zu vergessen: Der Vorfall war 1990. Die Himmelslaternen sind erst so richtig in Mode gekommen anno 2007, bei der Meisterfeier des VFB Stuttgart.

  3. Am hellichten Tag würden Himmelslaternen auch nicht so hell leuchten bzw. gar nicht zu sehen sein – abgesehen davon, warum man sie tagsüber überhaupt auflassen sollte.

  4. Hm, stimmt, ihr habt recht.
    Begriffstechnisch sind/bleiben es/sie also tatsächlich UFOs, doch nicht im klassischen, populären Sinne. *grins*
    Aber wem erzähl ich das… ;)

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