gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

Die Ironie des CAMgate-Skandals

| 5 Kommentare

Ach ja, unsere „Altis“ und ihre Lebenslügen …

Im Berliner Tagesspiegel verteidigt Prof. Harald Walach unverdrossen sein Zauberinstitut an der Viadrina-Universität:

Ich finde, wir machen hier eine wichtige Arbeit. Außer uns beschäftigt sich fast kein anderer mit Fragen an der Grenze der Wissenschaft.“

Wir wissen nicht, ob dieser Satz die Witzseite im Tagesspiegel ersetzen soll – was inhaltlich davon zu halten ist, bringt ein Kommentator bei Psiram genau auf den Punkt:

„Walach macht nichts anderes als das, was er schon immer getan hat: Bestätigungsforschung für magisches Denken – mit umfassender Erfolglosigkeit.

Walach ist in erster Linie ein eloquenter Opportunist, der seine rhetorischen Fähigkeiten denen zur Verfügung stellt, die ihm, weil sie ein „wissenschaftliches“ Feigenblatt für ihren Wahn benötigen, die wirtschaftliche Sicherheit garantieren, seinen Ambitionen als spiritueller Welterneuerer nachzugehen.

Es ist ein erbärmliches Geschäft auf Gegenseitigkeit, dessen einzige – und in jeder Beziehung fragwürdige – Geschäftsgrundlage darin besteht, dass Walach (von dem anzunehmen ist, dass er in seiner Forscherkarriere sehr schnell begriffen hat, dass die nach wissenschaftlichen Kriterien „saubere“ Untersuchung von Schmonzes zwangsläufig zu dem Ergebnis führt, dass Schmonzes eben nur Schmonzes ist) nach jeder weiteren Nullnummer, bei der ertappt wird, reflexartig zum Totschlagargument greift, welches besagt, dass auch die Untersuchung von Schmonzes echte Wissenschaft sei, solange wissenschaftliche Methodik angewandt werden würde.“

Und was machen eigentlich unsere „Homöopathie-Lobbyisten ohne Schamgrenzen“, über die wir vor drei Wochen hier berichtet haben?

In der Zwischenzeit hat sich die Firma Weleda aus dem umstrittenen Blogprojekt des gesponserten Spin-Doctors Claus Fritzsche zurückgezogen.

Psiram und Bullshit haben den Vorgang kommentiert. Der Hashtag bei Twitter und Google+ lautet #CAMgate und etabliert sich.

Mittlerweile hat die Debatte auch die Landesgrenze übersprungen.

Der englischsprachige Quackometer-Blog verfolgt die Angelegenheit aufmerksam und schreibt unter anderem:

„There is something of an irony is this scandal.

Of course, people should be free to express their views in blogs and newspapers. People should even be free to be consistently wrong and absurd. But this is a clear example of where a writer is being paid by a vested interest to continue activities systematically denigrating an academic over his published work.

What is ironic is that it is an axiomatic belief in homeopathic circles that people like me are paid large sums of money by pharmaceutical companies to carry out the writing and speaking that I do. It is of course nonsense.

And yet here are homeopaths doing exactly what they say is so immoral and despicable about sceptics of homeopathy.“

Zum Weiterlesen:

  • German Homeopathy Companies Pay Journalist who Smears UK Academic, Quackometer am 16. Juli 2012
  • Homöopathie – das falsche Verschwörungsopfer, Evidenz-basierte Ansichten am 8. Januar 2011
  • Häufige Naturheiler-Argumente, SciLogs am 18. November 2010
  • Das Ende der Homöopathie in Großbritannien, SciLogs am 28. Juni 2012
  • Esowatch heißt jetzt Psiram, Telepolis am 13. Juli 2012
  • Gib dem Steinbock Zucker, Was hier los ist am 3. Juli 2012

 

5 Kommentare

  1. @Trixi:

    Nein, bloß ein selbsternannter Möchtegern-„Redakteur“.

    Auch dazu gibt es bei Quackometer einen interessanten Kommentar:

    Mark on July 18, 2012 at 9:31 am
    By the way, I know that it’s not exactly a regulated profession and what with Web 2.0 and all, but calling Mr Fritzsche a “journalist” is a bit of a stretch.

    He’s writing his blogs and is paid to send out press releases and such stuff. AFAIK he has never contributed articles to any real publication as a journalist. It’s probably most apt to describe him as a freelance PR writer/consultant.

    (Sure, Mr Fritzsche loves to assume the title of “medical journalist”, particularly when he lashes out against homeopathy critics who supposedly aren’t qualified to discuss homeopathy. Of course, Mr Fritzsche himself has no qualification to speak of in medicine, science or journalism.)

  2. Mir geht Walachs ständiger Wiederholung seiner Behauptung, er würde
    – an den Grenzen der Erkenntnis – wichtige Horizonterweiterungen betreiben, furchtbar auf den Senkel.

    Nicht eine von Walachs Forschungsarbeit in den vergangenen zwei oder drei Jahrzehnten hat die Welt heller gemacht, besser verständlich oder gar lebenswerter. Das heißt, besser verständlich vielleicht doch in solchen unfreiwilligen Momenten, wenn sich die angestrebte Horizonterweiterung als Blick in den Angrund entzauberte.

    Wen es näher interessiert, möge sich nur einmal „Homöopathie als Basistherapie“, seine überarbeitete und 1986 als Buch herausgegebene Diplomarbeit unter dem derzeitigen Erkenntnisstand zur Homöopathie anschauen. Praktisch alle seine Behauptungen sind widerlegt, sofern sie überhaupt falsifizierbar sind. 250 Seiten eitler Wortmüll eines schulmeisternden Intellektuellen auf dem großen Holzpfad.

    Besonders interessant – und für Walach besonders peinlich – dürfte dabei seine schon damals fulminanten Ausritte gegen Kritiker wie Prokop u. Wimmer oder Oepen sein. Genau so peinlich auch die geistige Verbrüderung mit Popp und Co..

  3. Zitat excanwahn
    <<Nicht eine von Walachs Forschungsarbeit in den vergangenen zwei oder drei Jahrzehnten hat die Welt heller gemacht, besser verständlich oder gar lebenswerter. Das heißt, besser verständlich vielleicht doch in solchen unfreiwilligen Momenten, wenn sich die angestrebte Horizonterweiterung als Blick in den Angrund entzauberte.<<

    aber sie haben doch die Welt etwas erheitert…

    …die "Masterarbeit" von Dr. Med. Peter Conrad über das Kozyrev-Prinzip fand ich persönlich doch erheiternd…

    Zitat aus der "Masterarbeit":
    <<Ein Freund und Kollege verbringt seit 2 Jahren, bei fast jedem Besuch, Zeit im Kozyrev-Spiegel, um mehr Klarheit oder Hilfe bezüglich eigener Probleme und Entscheidungen zu bekommen. Mehrfach konnte er Konflikte mit, zum teil verstorbenen, Familienangehörigen klären. Er hält sich dabei oft weit mehr als eine Stunde in seinem Inneren auf bei gefühlten 15-30 Minuten.<<

    …ich freue mich jedes Mal, in der "Masterarbeit" zu stöbern.
    Gut, ich bin kein Wissenschaftler und ich muß auch sagen, daß ich es gut finde, daß Wissenschaftler sich im höchstem Maße davon distanzieren – aber für den interessierten Laien sind solche "Forschungen" das Salz in der Suppe…;-)

  4. Wer jetzt denkt, ich hätte das „extremste“ Beispiel vorher genannt, dem zitiere ich folgendes aus der „Masterarbeit“:

    <<Eine besondere eigene Erfahrung hat ihren Ausgangspunkt an der VIADRINA am 01.10.2010. Im Modul “Den Inneren Heiler entdecken”, während einer geführten Meditation, sollten wir uns einen Wohlfühlplatz vorstellen oder dort hingehen. Ich lag augenblicklich in der Resonanzkammer (viele nennen sie Sarkophag) in der Großen Pyramide in Gizeh: … angenehm … dann Vorstellung von krank … wieso ? … 17. Lebensjahr – schwere Komplikation nach Finger-Op. … flüchtige Bilder von Dr. Klicks (Operateur) – Notarzt – Mutter (in schneller Folge). Dann Ende dieser “Reise” mit der Aufforderung sich jetzt
    ein Symbol vorzustellen. Das Symbol war ein Motorrad in natürlicher Größe. 11 Bei der anschließenden Besprechung dieser Erlebnisse verspürte ich durchaus Lust, mal wieder Motorrad oder auch ein Trike zu fahren. Meine letzte Fahrt lag ca. 30 Jahre zurück und ich hatte sicher seit mindestens 20 Jahren keinen Drang verspürt, ein Motorrad zu steuern.

    Prof. Walach empfahl mir die Bedeutungsfrage dieser beiden Erlebnisse doch mal im Kozyrev-Spiegel zu stellen.

    Dies tat ich am gleichen Abend. Ich setzte mich also hinein und stellte mir mein Thema vor: Was bedeuten Motorrad – Resonanzkammer – krank ?? Danach versuchte Gedankenfreiheit und schwupps … lag ich wieder in der Resonanzkammer in der Großen Pyramide. Aber, diesmal lag ich nicht nur sodarin, sondern ich erlebte original die Gefühle, welche ich 3 Jahre zuvor in dieser Resonanzkammer hatte (Abb. 2). Diese reine Gefühlsebene läßt sich nicht mit Worten beschreiben (das soll auch Napoleon so ähnlich empfunden haben, erzählte man mir hinterher). Am ehesten umschreiben kann man es vielleicht mit: Aufladen, wie an einem Akku – schwerelos – zeitlos wooohlfüüühlen. Ich wähnte mich wohl so zwischen 30 und 60 Minuten in diesem Zustand; real waren es aber gerade mal 15.<<

    …natürlich, das war ein Scherz, Niemand würde so einen Stuß in seiner Masterarbeit schreiben…denken Sie jetzt vielleicht – nein, das ist wahr. Ich kann es nicht glauben, daß so ein Prof (Hr. Walach) überhaupt noch den Mut hat – irgendwas zu sagen…

    Fakten-Check:
    https://blog.gwup.net/2012/05/07/hogwarts-an-der-oder/

  5. Für Walach trifft im Kern wohl Dasselbe zu wie auf Dr. Dr. von Lucadou, den „tragischen Beglaubiger“.

    Irgendwann vor vielen Jahren mögen beide ja tatsächlich überzeugt gewesen sein, einer großen Sache auf der Spur zu sein, neues Wissen zu schaffen und eine wissenschaftliche Revolution einzuleiten.

    Dann haben beide – und dazu sind sie wohl klug genug – gemerkt, dass sie nur heiße Luft vorfinden und nichts dahinter. Und dann haben sie schlicht den Absprung verpasst.

    Weder Walach noch Lucadou können mit ihrem ruinierten Ruf in die „normale“ Forschung zurückkehren, also bleibt nur der Weg, den „excanwahn“ oben skizziert: Augen zu und durch, bis zum bitteren Ende, und weiterhin den „Beglaubiger“ spielen, der für ein Euro mehr jedem Unfug quasi-akademische Weihen verleiht.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.