gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

WSC: Arche Noah und schwimmende Giraffen

| Keine Kommentare

Auch nach der Mittagspause ging es zunächst noch mit dem Thema „Kreationismus“ weiter.

Der Wissenschaftsphilosoph Johan Braeckman von der Universität Gent (Belgien) beleuchtete erst einmal schlaglichtartig die Szene der Evolutionsleugner in Europa und stellte unter anderem den Niederländer Johan Huibers vor, der die Arche Noah nachgebaut hat. Leute gibt’s …

Braeckman warnte davor, Kreationisten und deren Argumentationsfähigkeit zu unterschätzen. Er präsentierte Beispiele von promovierten Wissenschaftlern, die sich selbst als Evolutionsleugner bezeichnen, und folgerte:

Auch kluge Menschen können sich furchtbar irren.“

Der Biologe und Philosoph riet den rund 300 Besuchern des WSC, den Begriff „Darwinismus“, der stark negativ konnotiert sei, und das Wort „Zufall“ im Zusammenhang mit der Evolutionslehre zu vermeiden. Denn: Evolution ist kein „Zufall“.

Für den Schulunterricht empfahl Braeckman, die staunenswerte Anpassungsfähigkeit vieler Lebewesen (etwa bestimmter Schmetterlingsarten) zu thematisieren, um die Evolution zu vermitteln.

Aber auch mit den besten Argumenten der Wissenschaft sei die Auseinandersetzung mit dem Kreationismus und seinen Vertretern schwierig. Nicht selten sei die Zurückweisung der Evolutionslehre für Gläubige eine Identitätsfrage, vergleichbar mit der fanatischen Unterstützung eines Fußballvereins.

Wissenschaftsvermittlung stand auch im Mittelpunkt der letzten beiden Nachmittagsvorträge.

Kylie Sturgess (ein GWUP-Interview mit der Philosophielehrerin gibt es hier) verwies auf den Aufsatz

Why Can’t a Teacher be More like a Scientist?“

und wandte sich dann verschiedenen Pseudomethoden im Bereich der Pädagogik vor, darunter Brain Gym, Gestützte Kommunikation sowie die hierzulande wenig bekannte Methode Dore.

Zum Schluss appellierte Sturgess an die Skeptiker, sich „so für die Wissenschaft zu engagieren, wie Kreationisten sich für Kreationimus einsetzen“.

Diskutieren, publizieren, Lobbyarbeit besispielsweise seien die Mittel der Wahl.

Die Kolumnistin und Bloggerin macht es selbst vor, zum Beispiel bei Token Skeptic.

Auch auf der Webseite der James Randi Educational Foundation schreibt Kylie Sturgess regelmäßig.

 Samantha Stein widmet sich ebenfalls der Wissenschaftsvermittlung und sprach zu dem Thema

Engaging Children in Science.“

Die Psychologin ist Gründerin und Direktorin von Camp Quest UK, einem Sommerferienlager zur Förderung von Wissenschaft, Philosophie und kritischem Denken für Kinder und Jugendliche von 9 bis 16 Jahren.

Da Stein nach eigenem Bekunden Wissenschaft in der Schule todlangweilig fand und sich noch heute mit Schrecken an sperrige Osmose-Experimente und ähnliches erinnert, sann sie über Möglichkeiten nach, nicht nur pures Faktenwissen, sondern das Verständnis des jeweiligen Faches und vor allem die verbindende wissenschaftliche Methodik von Physik, Chemie, Biologie, Informatik, Medizin etc. zu vermitteln.

In Camp Quest beschäftigen die Teilnehmer sich zum Beispiel mit der Frage, wer schneller schwimmen kann: ein Mensch oder eine Giraffe?

Mehr dazu gibt es hier oder hier.

Zum Weiterlesen:

  • Weltskeptikerkonferenz: Kreationismus I, dieausrufer am 18. Mai 2012
  • Wie eine Kartoffel den Kindern die Freude an der Wissenschaft austreibt und eine schwimmende Giraffe sie wieder zurück bringt, Astrodicticum simplex am 18. Mai 2012

 

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.