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Weltuntergangsjahr 2012: Der erste Tag

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Nun ist er also fast schon rum, der erste Tag des letzten Jahres der Menschheit.

Und etwas seltsam war er schon, dieser 1. Januar 2012.

Zuerst beglückte uns Welt-Online mit zwei merkwürdigen philosophischen Artikeln aus der Rubrik „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten?“:

Nun ja.

Dann tauchten plötzlich überall Artikel zum Thema 2012 auf, in denen ich und/oder mein kritisches „2012“-Buch zitiert wurden, zum Beispiel

Dann kam orf.at (die noch vor einigen Tagen mein Buch sehr positiv besprochen hatten) mit dem Schwurbel-Artikel „Chaos und Unruhen“ heraus, für den die Redaktion sich ausgerechnet die notorische Astrologen-Labertasche Rosalinde Haller als Gewährsfrau ausersehen hat. Glücklicherweise machte sich Astrodicticum simplex sogleich an einen Gegenbeitrag.

Nachmittags gab’s wieder bei Welt-Online dann sogar noch einen interessanten Beitrag zum Thema „2012“, nämlich

Was die Mayas mit dem Weltuntergang zu tun haben.“

Der Artikel räumt unter anderem mit dem weit verbreiteten Mythos auf, die Maya hätten ihren eigenen Untergang prophetisch vorausgesehen.

Ein Auszug:

Nur eines suchen die Altamerikanisten vergeblich in den Tagebüchern der Mayas: die Hintergründe ihres eigenen „Weltuntergangs“.

Um 900 etwa, gut 600 Jahre vor der Ankunft der Spanier, war ihre klassische Periode der blühenden Stadtstaaten schlagartig beendet. Die alten Zentren wurden verlassen, viele Menschen zogen ins weniger fruchtbare Hochland, andere auf die Halbinsel Yukatan, zu alter Blüte gelangte ihre Kultur nicht mehr. Grube vermutet, dass revolutionäre Umstürze die Ursache waren, weil der Adel und die Königshöfe zuerst verschwanden.

Die Schriften der Mayas, sowohl auf Stein als auch auf Papier, geben darüber keinerlei Auskunft, die Vorgänge sind nicht einmal erwähnt, trotz überaus detailreicher Schilderungen vieler anderer Ereignisse.“

Mittlerweile wissen wir, dass auch Waldrodung und Bodenübernutzung entscheidend zum Untergang der Hochkultur beitrugen:

  • Maya selbst schuld an ihrem Untergang? scinexx
  • Selbstgemachter Klimawandel stürzte Maya ins Verderben, Spiegel-Online

Und schließlich hatte ich dazwischen tatsächlich mal ne Stunde Zeit, die Post der vergangenen Wochen durchzusehen, darunter den EZW-Materialdienst 1/2012.

Darin findet sich der Artikel „Der Maya-Kalender, das Jahr 2012 und was die Esoterik daraus macht“ von dem Hamburger Ethnologen Dr. Lars Frühsorge, der übrigens auch den aktuellen WAS-IST-WAS-Band „Maya, Inka und Azteken“ geschrieben hat.

In dem EZW-Beitrag heißt es unter anderem:

Zusammenfassend können wir festhalten, dass es keine stichhaltigen Beweise dafür gibt, dass die alten Maya ein baldiges Ende unserer Welt erwarteten.

Vielmehr scheinen sich entsprechende Vorstellungen erst unter dem Einfluss der christlichen Missionare und dem traumatischen Eindruck der spanischen Eroberung entwickelt zu haben. In jener Zeit extremer Gewalt, in der eine Jahrhunderte alte religiöse Ordnung zerfiel und große Teile der Bevölkerung an bisher unbekannten Krankheiten starben, muss es den Maya naheliegend erschienen sein, dass nicht nur ihre Kultur am Abgrund stand, sondern auch ein baldiges Ende der ganzen Welt zu erwarten sei.

Zum Teil wurden sie dabei von den Missionaren bestärkt, allen voran den Franziskanern, die selbst millenaristische Vorstellungen mit der Eroberung der Neuen Welt verknüpften. […]

Nichtsdestotrotz ist in den letzten Jahren in Europa und Nordamerika eine ganze Flut esoterischer und apokalyptischer Werke entstanden, die sich direkt oder indirekt auf die Maya berufen. So vielfältig diese Theorien auch sein mögen, eines verbindet sie: Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den historischen Quellen findet nicht statt.

Vielmehr dient die Mayakultur als reine Projektionsfläche für westliche Theorien, die bis in die Anfänge der New-Age-Bewegung und darüber hinaus zurückreichen.“

Ach ja – dann noch schönes neues Jahr!

Zum Weiterlesen:

  • Analyse: „2012 – Das Jahr der Apokalypse“, Astrodicticum simplex am 28. Dezember 2011
  • Die beste Weissagung für 2012, Wahrsagerchecks Blog am 28. Dezember 2011
  • So wird mit der Apokalypse abkassiert, news.de am 1. Januar 2012
  • Maya-Kalender: Kein Weltuntergang in Sicht, diepresse am 31. Dezember 2012

 

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