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Finanzkrise: Das Geld und das Übernatürliche

| 5 Kommentare

Gold wird überschätzt. Oder nicht?

Focus, Welt und Co. überbieten sich derzeit mit Ratschlägen, wie „Sparer ihr Vermögen schützen“ oder „Anleger ihr Geld aus dem Börsen-Crash retten“.

(Lediglich Axel Hacke schreitet in der Süddeuschen „mittellos, aber gut gelaunt“ durch die Weltwirtschaftskrise, aber das nur nebenbei.)

Der Gouverneur von Texas, Rick Perry, hat seine Anhänger heute gar zu einem Massengebet gegen die Probleme seiner Nation versammelt.

Ob’s was nützt?

Daran zweifelt ernsthaft das Traders Journal, das derzeit die sogenannten „Zürich-Axiome“ („Die wahren Gesetze der Geldanlage“) von Max Gunther unter die Lupe nimmt.

Teil 8 ist explizit dem Thema „Religion, Aberglaube und Spekulation“ gewidmet (Dank an den Brights-Blog für den Hinweis).

Darin heißt es unter anderem:

Man kann sich nicht reich beten; wenn es einen Gott gibt, dann gibt es keinerlei Hinweis drauf, dass es ihm wichtig sei ob wir arm oder reich sterben. Abraham Lincoln hat treffend formuliert: „Gott muss die Armen wohl ganz besonders lieben, denn er hat so viele von ihnen geschaffen“.

Das Vertrauen auf die „Hilfe von oben“ hat als Konsequenz eine sorglose Geisteshaltung: Gott wird mich schützen. Wird er nicht, Gott interessiert sich nicht für Ihr Vermögen!“

Zu Rick Perry scheint das noch nicht vorgedrungen zu sein – andererseits kennen wir die Szene aus „Religulous“, wo ein christlicher Senator aus Arkansas auf die Frage, ob er denn wirklich an eine sprechende Schlange glaube, antwortet (bei Minute 7):

Um in den Senat zu kommen, muss man keinen IQ-Test absolvieren“

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Stimmt wohl.

Selbiges gilt indessen für Leute, die meinen, mit Börsenastrologie auf der sicheren Seite zu sein.

Auch dazu äußert sich der Autor der „Zürich Axiome“, und zwar im „Nebenaxiom XII“, das da schlicht lautet:

Würde Astrologie funktionieren, wären alle Astrologen reich.“

Dazu meint das Traders Journal:

Gunthers sinnvoller Rat: Schauen Sie sich die ganzen Astrologen, Tarotkartenleger, Gurus etc. an – sind diese Leute reich? Oder jedenfalls deutlich wohlhabender als der Durchschnitt?

Natürlich nicht. Wenn es um Geld geht, tappen sie genauso im Dunkeln wie andere.

Die Verfechter der mystischen Lehren wissen natürlich immer wieder blendende Beispiele ihrer „Erfolge“ zu nennen, ohne die zahllosen Reinfälle zu erwähnen. Das beweist nichts, außer dass jeder mal richtig liegt.“

Fazit:

Halten Sie Geld und das Übernatürliche auseinander.“

Zum Weiterlesen:

  • Klaus Schmeh: Börsenastrologie – Seriöse Analysemethode oder Unfug? Telepolis am 16. Oktober 2006
  • Meine börsenastrologischen Lieblinge, Wahrsagerchecks-Blog am 7. August 2011

5 Kommentare

  1. Lustig finde ich allerdings ein paar kommentare bei Focus-Online :)

    da schreibt der Pottwal:

    „Ich bin im Gegensatz zu anderen Zeitgenossen nicht der Meinung, dass wir Deutsche es nötig haben mit dem Zeigefinger auf Amerika zu zeigen! Ob eine Person an Gott glaubt oder nicht ist ihre Privatsache. Ich bin auch kein tiefreligiöser Mensch, aber ich glaube an Gott und akzeptiere auch andere Glaubensrichtungen (auch den Atheismus). […]“

    *gg
    ist das nicht nett und selbstlos von manchen gläubigen die „Religion des Atheismus“ zu akzeptieren ohne uns gleich die Rübe abschlagen zu wollen ? ich bin absolut begeistert und überwältigt ;)

  2. Eins ist bestimmt absolut nicht übernatürlich: Das System ist bereits kollabiert. Seit mehr als drei Jahren wird gerettet und gerettet und gerettet. Aber nicht die Zukunft der Menschen, sondern ein System, das genau diese Zukunft mit sich in den Abgrund reißt. Wir sollen alles opfern für ein System, das unserer Jugend die Zukunft nimmt?! Das muß ein Ende haben. Heute.
    Anstatt die Rezepte immer und immer wieder anzuwenden, die uns nach mehr als drei Jahren Krise quasi wieder dahin gebracht haben, wo wir vorher waren, während wir in der Zwischenzeit so viel verloren haben, sollte man den Aufruf lesen und verbreiten, der gemeinsam von Lyndon LaRouche, Helga Zepp-LaRouche und dem französischen Präsidentschaftskandidaten Jacques Cheminade veröffentlicht wurde: Transatlantischer Aufruf für eine dringende Lösung der globalen Zusammenbruchskrise [http://bueso.de/transatlantischer-aufruf].

  3. Den mathematische Hintergrund zum „Josefs-Pfennig“ mit seinen realen Auswirkungen durch den Zinseszins-Hebel setze ich hier als bekannt voraus.
    Dieses Krebsgeschwür im System wird ohne vernünftige Gegenmaßnahmen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit den nächsten Zusammenbruch provozieren. Für eine solche simple Feststellung sind keine prophetischen Gaben notwendig.

    Nun frage ich in einem anderen Geld-Zusammenhang ganz naiv:

    Wozu braucht ein Hellseher ein Honorar für seine „Dienstleistung“ von einem Ratsuchenden, wenn er die von ihm prognostierten Lottozahlen doch ganz einfach selber tippen könnte?

    Putzig fand ich eine frühere Show im Fernsehen. Damals wurden vorausgesagte Lottozahlen auf einem Zettel notiert. Dieser Zettel wurde dann in einem Tresor verschlossen und sollte dann unter Aufsicht eines Notars mit dem Ziehungergebnis in der Zukunft verglichen werden.

    Fragen dazu: Hat jemand die Sache weiter beocbachtet?
    Was ist aus diesem Unterfangen geworden?

  4. @Analytiker:

    << Putzig fand ich eine frühere Show im Fernsehen. Damals wurden vorausgesagte Lottozahlen auf einem Zettel notiert. Dieser Zettel wurde dann in einem Tresor verschlossen und sollte dann unter Aufsicht eines Notars mit dem Ziehungergebnis in der Zukunft verglichen werden. <<

    Solche Vorführungen sind schon häufig im TV gemacht worden, u.a. in der ehemaligen Harald-Schmidt-Show. In der Regel funktioniert das so, dass der "Magier" beim Öffnen des Tresors die Zettel austauscht und dann den richtigen präsentiert.

    Es gibt auch kompliziertere Varianten, von denen ich als Nicht-Zauberkünstler nicht weiß, wie das geht, z.B. bei der GWUP-Konferenz in Essen:

    http://www.youtube.com/watch?v=CCzZrNsNQ10

  5. Angenommen, der Zettel wurde betrügerisch ausgetauscht oder die Meute der Zuschauer wurde anderweitig raffinierter getäuscht:

    Den Jackpot haben diese Scharlatane offensichtlich nicht geknackt!

    Immerhin werden sie „fürstlich“ auf Kosten der GEZ-Gebührenzahler für ihre zweifelhaften Vorführungen belohnt.
    Vielleicht sollte der Staatsanwaltschaft hier wegen Veruntreuung von öffentlichen Geldern ermitteln?
    Betrug an der Allgemeinheit sowie deren finanzielle Schädigung sind keine Kavaliersdelikte und sollten weder toleriert noch akzeptiert werden.

    Solche hanebüchenen und plumpen Machenschaften sind einer aufgeklärten Zivilisation unwürdig.
    Es handelt sich im Endeffekt um eine Beleidigung von intelligenten TV-Zusachauern, die bezüglich der angebotenen Informationsqualität andere Ansprüche stellen und erwarten.

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