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Waterlogged? Die Mär vom vielen Trinken

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Ob diesmal jemand – insbesondere die Frauen- und Gesundheitspresse – zuhört?

Nachdem das British Medical Journal am 12. Juli den Aufsatz „Waterlogged?“ veröffentlich und wissenschaft.de vor zwei Tagen eine Zusammenfassung daraus extrahiert hat, griff gestern auch die FAZ das Thema auf:

Viel trinken müssen – eine Mär?

Darin heißt es unter anderem:

Mitunter kann ein erhöhter Wasserverbrauch aus therapeutischer Sicht geboten sein, etwa wenn es darum geht, den Abgang von Nierensteinen zu begünstigen. Viel weniger klar ist, ob ein erhöhter Flüssigkeitskonsum auch gesunden Menschen zugutekommt.

Die einschlägigen Fachgesellschaften raten, täglich mindestens eineinhalb Liter – das sind sechs bis acht Gläser – Flüssigkeit aufzunehmen. Solche vom Durst unabhängige Trinkvorgaben hält die britische Allgemeinärztin Margaret McCartney aus Glasgow für Unsinn. Wie sie im British Medical Journal erklärt, entbehren derartige Empfehlungen einer soliden wissenschaftlichen Grundlage.“

Sensationell? Total neu?

Mitnichten, denn schon 2008 meldete der Focus: „Viel Wasser bringt nichts“.

Und ein Jahr zuvor listete der Tagesspiegel den Wasserkult unter „Mythen der Medizin“ auf.

Dass dabei besondere Umstände wie heiße Sommer oder Hilfs- und Pflegebedürftigkeit berücksichtigt werden müssen, wie die DGE erklärt, ist selbstverständlich.

Ist das nun ein genuin „skeptisches“ Thema?

Allerdings – jedenfalls so lange, wie geschäftstüchtige Obskuranten Unsinns-Bücher wie „Sie sind nicht krank, Sie sind durstig“ vertreiben.

5 Kommentare

  1. Das Gesülze läßt die wichtigsten Fakten außer acht, wie immer reden Blinde von der Farbe. Schwitzen ist für den Menschen eine notwendige Form der Kühlung, indem man die Verdampfungswärme von Wasser nutzt.

    Ich habe einige Jahre im Hochland von Saudi Arabien gelebt, da ist die Tagestemperatur im Sommer 50 – 55°C bei etwa 15% RH. Ein Mensch verliert unter diesen Bedingungen draußen mit leichter Tätigkeit bis zu 6 Liter Flüssigkeit am Tag, an schwere Arbeit ist nicht einmal zu denken. Wer dagegen im Kühlhaus bei -8° und 95% RH Schweinehälften stapelt, der braucht nicht mehr als 0,5 Liter am Tag.

    Die Menge Schweiß muß ersetzt werden zusammen mit den Salzen und Mineralien. Wer das im heißen Klima nicht macht, der hat binnen 4 Wochen ein Nierenleiden fürs ganze Leben. Der menschliche Körper kann bis zu 12% seines Gewichts an Flüssigkeit verlieren. Danach wird das Blut so dick, dass der Kreislauf versagt – Exitus. Wer sich ohne Wasser in der Wüste verirrt, der erlebt den dritten Tag kaum noch.

    Die Menge die man täglich trinkt hängt vorangig von der Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit ab, darüber hinaus spielt die Arbeitsbelastung ein gewisse Rolle. Wer immer außerhalb dieser Grenzen mit dem Wasserbedarf des Körpers experimentiert, der ruiniert sich selber relativ schnell.

  2. @emporda:

    Ich weiß nicht, von welchem „Gesülze“ Sie konkret sprechen.

    Was Sie schreiben, mag alles sein – darum geht es in dem Beitrag aber nicht, nicht um Wüste und Saudi-Arabien, sondern um eine allgemeingültige Empfehlung für jeden gesunden Menschen in unseren Breiten, bis zu drei Liter Wasser am Tag zu trinken, was offenkundig unsinnig ist.

    Dass besondere Umstände ( = Lebensbedingungen) das erforderlich machen können, steht indessen auch drin.

    Worauf also wollen Sie hinaus?

  3. Auch in Europa (sie sagen „hier“) gibt es stark unterschiedliche Klimata. Ich klebe in Spanien direkt am Mittelmeer, da sind es im Juni/July/August öfter 35°C bei über 75% RH – am Strand sogar 95% RH. Gleichzeitig sind es im Inland weit weg von der Küste 42°C bei deutlich unter 33% RH.

    Wenn sie versuchen nach ihrer schwachsinnigen Maxime mit weniger als 3 Liter am Tag zu leben, dann sind sie entweder ein Liliputaner von max 80 cm Körpergröße oder spätestens nach 3 Sommern schwer Nieren leidend. Macht Ihnen sicher nicht aus, sie haben ja 2 Nieren. Da kann eine ruhig kaputt gehen.

  4. @emporda:
    Also ich bin ja nicht „vom Fach“, aber auf einer deutschsprachigen Seite ein „hier“ als Ortsangabe auf Spanien zu übertragen und geflissentlich zu überlesen, dass im Artikel sehr wohl vom Einfluss äußerer Faktoren, wie der Außentemperatur, die Rede ist, sieht mir doch schon sehr nach Böswilligkeit aus.

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