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GWUP-Konferenz: Handy-Mythen

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Zum nächsten Vortrag schreitet Dipl. Ing. Manfred Ruttner. Sein Thema:

Handy-Mythen und Alltagsirrtümer.

Zum Auftakt will Ruttner vom Publikum wissen, wann das erste Mobiltelefon konstruiert worden sei?

Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, klärt er schließlich selbst auf – die Technik des „Handys“ sei mithin nichts grundsätzlich Neues.

Offenkundig ist es dem Mitarbeiter des Unternehmens „A1-Telekommunikation“ (Abteilung Umwelt) weniger angelegen, explizit Pseudowissenschaft zu widerlegen, als vielmehr Wissenschaft zu belegen. Und deshalb geht es zunächst einmal um Fachbegriffe wie „Sendeleistung“, „SAR-Wert“, „Leistungsflussdichte“ und ähnliches mehr.

Dann erklärt Ruttner, dass „Grenzwerte“ nicht die Verhinderung einer jeglichen biologischen Wirkung von Mobilfunktechnik zum Ziel hätten, sondern gesundheitliche Schädigungen weitestgehend ausschließen sollen.

An einem ersten Beispiel stellt der Referent aus Wien nun dar, wie – sagen wir mal – unvernünftig Menschen nicht selten reagieren. In Graz etwa sollte eine Mobilfunkanlage von einer Schule weg verlegt und in 205 Meter Entfernung wieder aufgebaut werden. Experten warnten, dass die Immissionswerte dadurch deutlich steigen würden – was ihnen keiner glaubte.

Aber es ist tatsächlich so, und zwar wegen der „Richtcharakteristik“.

Heißt: Unmittelbar auf dem Schulgebäude sendet die Anlage „seitwärts“ und nicht nach unten – deshalb ist am Standort kaum Strahlung. Je weiter aber die Sendeanlage von den Empfangsgeräten (= Handys, zum Beispiel die der Schüler) entfernt ist, desto höher ist die Feldstärke, weil der Strahlungsverlauf sich horizontal ausbreitet.

Mittlerweile ist klar: Die Fachleute hatten Recht. Ruttner:

„Die Immissionswerte sind heute 14 mal höher als vorher, aber die Schule ist glücklich.“

Anschließend geht’s darum, eine echte Pressemeldung von einem Fake zu unterscheiden:

Krebs-Risiko in der Nähe von Mobilfunkstation doppelt so hoch.“

Oder:

Geburtenrate in der Nähe von Mobilfunkstation steigt.“

Die Auflösung: Beides seien reale Schlagzeilen, erklärt Ruttner.

Dass wir die zweite Nachricht für unglaubwürdig einschätzen, liege daran, dass Menschen vornehmlich solche Informationen aufnehmen, die zu den eigenen Überzeugungen passen. Und deshalb überwiege bei weitem die negative Wahrnehmung von Presseberichten in Sachen Mobilfunk.

Ähnlich sehe es mit angeblichen Schlafstörungen in der Nähe von Sendemasten aus.

Der Telekommunikationsexperte stellt aktuelle Forschungen vor, die belegen, dass sowohl Placebo- als auch starke Nocebo-Effekt in den Studien messbar seien. Heißt: Die Erwartungshaltung beeinflusse massiv die Schlafqualität – nicht der Sendemast selbst, der in den Studien mal eingeschaltet und mal ausgeschaltet gewesen sei.

Nichtsdestotrotz gebe es auch Ärzte und Mediziner, die „Warnungen“ vor Handystrahlen etc. publizierten – zum Beispiel, dass das Handy in der Nacht unbedingt auszuschalten sie.

Aber was genau tut denn ein eingeschaltenes Handy neben dem Bett, das nicht bewegt, also nicht vom Benutzer herumgetragen wird?

Antwort: fast gar nichts.

Ruttner hat es aufwändig nachgemessen:

Nur alle drei bis sechs Stunden gibt das Mobiltelefon ein kurzes Update-Signal von sich, mehr tut ein herkömmliches, ruhig daliegendes Handy während der Nacht nicht.“

Entsprechend unsinnig seien kommerziell vertriebene „Schutzprodukte“ wie Schutzhüllen, deren einziger Effekt sei, dass das Handy dadurch stärker strahle, um die Schutzhülle zu durchdringen.

Schutz-„Aufkleber“ hätten nachprüfbar keinerlei Auswirkungen auf die „Handy-Strahlung“.

Anschließend stellt Ruttner große europäische Umfragen zum „Befürchtungsgrad“ in der Bevölkerung vor.

Paradox: In Ländern, wo niedrige Grenzwerte rein aus Präventionsgründen (man könnte das auch „Populismus“ nennen) eingeführt wurden, steigt das Bedrohungsgefühl der Menschen an.

Ruttners Fazit: Nach wie vor sei Stand der Wissenschaft, dass Mobilfunk innerhalb der Grenzwerte keine Gesundheitsgefahr für den Menschen darstellt.

Zum Schluss gibt’s ein Zitat von Harald Lesch:

Zu wissen, wie etwas funktioniert, und zugleich dessen Grenzen zu kennen, macht uns erst zu verantwortungsvollen, freien und letztlich angstfreien Menschen.“

7 Kommentare

  1. *Natürlich* hilft das Abschalten des Handies Nachts gegen Schlafstörungen. Seitdem ich das konsequent mache, schlafe ich viel häufiger durch… ;-)

  2. Abschalten vom Handy hilft auch untertags *natürlich* gegen Streß und möglicherweise hohen Blutdruck ;)

  3. Also ich habe mein Handy auch immer aus übernnacht. Da kann ich super schlafen. Aber auch wenn ich es mal vergesse auszuschalten, merke ich eigentlich nichts.

  4. ich schlafe besonders lange, wenn ich den akku aus dem handy entferne – weil dann der wecker nicht läutet.. ;)

  5. Heute Abend läuft auf ARTE um 21.45 Uhr der Beitrag

    „Handy – Strahlendes Risiko?“

    http://www.arte.tv/guide/de/055920-000/handy-strahlendes-risiko

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