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GWUP-Konferenz: Der Mozart-Effekt

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Der dritte und letzte Nachmittags-Vortrag für heute läuft gerade:

Mag. Jakob Pietschnig, Universitätsassistent am Institut für Psychologische Grundlagenforschung der Uni Wien, spürt dem „Mozart-Effekt“ nach.

Darunter versteht man den Mythos, Mozart-Musik führe zu einer Verbesserung kognitiver Fähigkeiten bei Kindern und sogar Erwachsenen.

Wie konnte es zu dieser Vorstellung kommen?

1993 gab es eine Studie von Rauscher, Shaw & Ky in Nature: „Music and spatial task performance“.

Darin heißt es, 36 Collegestudenten hätten je 16 geometrische items zum räumlichen Vorstellungsvermögen (einer der Indikatoren für die Intelligenz einer Person) bekommen, die sie lösen mussten. Nach Beschallung mit Mozart hätten die Probanden um 8 bis 9 IO Punkte besser abgeschnitten, als eine Vergleichsgruppe.

Die New York Times griff den Fall auf und zog das Fazit: „Mozart … makes you smarter“.

1996 ließ sich ein findiger Musiklehrer namens Don Campbell „The Mozart Effect“ sogar als Trademark eintragen.

Und als schließlich der Gouverneur von Georgia 1998 für Schulkinder verpflichtend eine Stunde klassische Musik täglich auf den Lehrplan setzte, war die Mär nicht mehr aufzuhalten. „Politischer Impetus“, nennt Pietschnig das.

Fortan geisterten Berichte durch die Medien, nach denen Mikroben, Ratten, Kühe und natürlich auch Menschen-Babys auf den „Mozart-Effekt“ reagieren würden.

Die Scientific Community reagierte gespalten auf diese Behauptungen – je nach Stichprobengröße der durchgeführten Studie: Es gibt ihn … Es gibt ihn nicht … Und so weiter.

Nach Pietschnigs eigenen Untersuchungen gibt es ihn nicht.

Im Rahmen von drei Meta-Analysen konnten er und sein Team anhand von Ergebnissen aus 39 Primärstudien zeigen, dass das Hören des ersten Satzes von Mozarts Sonate für zwei Klaviere in D-Dur allegro con spirito (KV 448) keine spezifischen leisstungssteigernden Effekte auf die Raumvorstellungsfähigkeit von Testpersonen hat („Mozart effect – Shmozart effect: A meta analysis, 2010).

Der Mythos vom „Mozart-Effekt“ sei wenig mehr als ein statistischer Artefakt, basierend unter anderem auf einem klassischen Publications Bias.

Mittlerweile konnte der Wissenschaftler auch die Medien davon überzeugen:

Den Mozart-Effekt gibt es nicht.“

Was es aber gibt, ist der Mozartkugel-Effekt. Und den werden die Skeptiker jetzt beim Heurigen-Buffet untersuchen.

Bis morgen!

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