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Spirituelle Superstars

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Auch das noch:

Im Stil von Time Magzine, Forbes etc. hat die britische Eso-Postille Watkins Review die „100 einflussreichsten spirituellen Persönlichkeiten“ der Gegenwart gekürt.

Auf Platz eins der Liste schaffte es der gebürtige Dortmunder Eckhart Tolle, der sogar den Dalai Lama auf den zweiten Rang verwies.

In dem Dokument finden sich Crackpots wie Rhonda Byrne, Erich von Däniken oder Masaru Emoto ebenso wie die US-Talkerin Oprah Winfrey, Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela und Papst Benedikt XVI.

Bewertungskriterien für die Erstellung der Liste waren:

  • Es muss sich um eine lebende Person handeln.
  • Die Person hat weltweit einen herausragenden spirituellen Beitrag geleistet.
  • Nach der Person wird oft mit Google gesucht, sie erscheint in den Nielsen Data (eine Medienanalyse) und wird häufig in Blogs erwähnt.

Was nun genau ein „herausragender spiritueller Beitrag“ ist, bleibt indessen völlig vage.

Anscheinend sind nach Auffassung der Watkins Review die verschwörungstheoretischen Ergüsse eines Dan Brown (Platz 42) ebenso „spirituell“ wie die morphischen Phantastereien von Rupert Sheldrake (Platz 85) oder die Taschenspielertricks des Wundergurus Sathya Sai Baba (Platz 37).

Na ja, vermutlich geht es letztendlich auch bloß darum, von der Frühjahrs-Ausgabe des Magazins so viele Hefte wie möglich loszuschlagen.

Fast parallel zur Veröffentlichung der „100 Spiritual Power List by Watkins“ reklamiert offenbar auch der Psychologe und Homöopathie-Fan Prof. Harald Walach einen Platz in diesem Ranking für sich. In einer Ankündigung zu seinem neuen Buch „Spiritualität“ heißt es wörtlich:

Wenn wir die Aufklärung konsequent fortführen, ist eine undogmatische Spiritualität die natürliche, ja die notwendige Konsequenz für unsere Kultur und ihre Rationalität. Ohne eine solche Spiritualität sehe ich wenig Hoffnung, weder für unsere Kultur, noch für ihre Rationalität, noch für die Aufklärung.“

Weia!

Bei der nächsten Spiritual-Superstar-Auswertung der Watkins Review werden Tolle, Dalai Lama, Papst und Co. sich warm anziehen müssen.

Zum Weiterlesen:

  • Swami versus Guru: Sai Baba was no godman or god, Doubtful News am 24. Juni 2014

9 Kommentare

  1. Auf das Walachbuch bin ich auch schon gespannt, vermute einen entspannten Wissenschaftspluralismus mit dem Wunsch die Methoden den Ideologien anzupassen. Wenn harte evidenzbasierte Fakten nicht die eigenen Vorstellungen belegen, dann sind die Methoden falsch. Na ich bin gespannt.

  2. Da wird „uns Jürgen“ aber schäumen, dass er international gesehen nicht mal zu den ersten 100 Spiritualisten zählt. Möglicherweise kommt das Freunde-betrügen-und-Frauen-ausspannen doch nicht ganz so gut an.

  3. Der 1. Platz gebührt zweifellos dem spirituellen Meister Prem Rawat!

  4. @Inspiratio:

    Zu Ihrem neuerlichen Kommentar: Das hier ist keine Seite für Guru-Werbung.

    Wenn Sie den oben stehenden Beitrag inhaltlich kommentieren möchten, können Sie das gerne tun.

    Wenn Sie darlegen möchten, warum Ihr Guru eigentlich den ersten Platz auf dieser Liste verdient hätte, sind Sie hier falsch.

  5. Was ein herausragender spiritueller Beitrag ist, bleibt nicht weniger vage wie was ein herausragender wissenschaftlicher Beitrag ist, z.B. für den Nobelpreis. Oder was eine herausragender filmbeitrag für den Diesen Kritikpunkt kann man nicht nur auf das feindliche Lager beziehen.
    Mit herausragender spirituellen Leistung ist vielleicht der Einfluss, den eine Person in der weltweiten spirituellen Szene hat. Ich kenne die meisten auf der Liste nicht, aber insofern würde das Ranking vielleicht dann doch stimmen. Wenn die GWUP diese Liste unzureichend findet, könnte sie doch selbst ein Ranking der einflussreichsten Spirituellen aufstellte. Ich meine, eine Kritik an einer Personen auf einer Rangliste macht ja wenig Sinn, wenn man keine Vorstellung davon hat, wer stattdessen dort stehen soll. Dann käme der Eindruck auf, es ginge lediglich um eine grundsätzliche Kritik an einer spirituellen Liste. Also wie sähe denn nun eine korrekte, von Skeptikern abgesegnete Rangliste aus?

  6. @Rene: Das ist zwar ein netter Vorschlag, danke, aber warum sollte die GWUP eine Rangliste von „spirituellen“ Persönlichkeiten erstellen?

    Das machen wir an dem Tag, da der Dalai Lama mal persönlich bei unserer Jahreskonferenz vorbeischaut und – hoffentlich ohne infantiles Dauergrinsen und Kalendersprüche – sich kritischen Fragen zu Wiedergeburt, Karma etc. stellt.

    Wenn, dann würden wir allenfalls eine Rangliste der herausragenden kritisch denkenden, rationalen Persönlichkeiten erstellen, die ohne Mystizismus, Aberglauben und pseudowissenschaftlichen Unsinn auskommen.

    Was diese kritisierte Liste angeht: „Spiritualität“ ist per se ein so vager und inhaltsleerer Begriff, das man jeden einzelnen Menschen auf der Welt darunter subsummieren könnte, wenn wir z.B. nur die Wikipedia-Definition zugrunde legen:

    “ Spiritualität (von lat. spiritus ,Geist, Hauch‘ bzw. spiro ,ich atme‘ – wie altgr. ψύχω bzw. ψυχή, siehe Psyche) bedeutet im weitesten Sinne Geistigkeit und kann eine auf Geistiges aller Art oder im engeren Sinn auf Geistliches in spezifisch religiösem Sinn ausgerichtete Haltung meinen.“

    Klar kann man, wenn man Zeitungen verkaufen und sich beliebt machen will, darunter auch Schriftsteller wie Dan Brown oder Trickkünstler wie Sai Baba fassen, die sich mit „Geistigem aller Art“ befassen.

    Nach meinem Verständnis sollte ein „herausragender Beitrag“ auf diesem Gebiet aber doch zumindest wie auch immer geartete „positive“ Effekte, Wirkungen und Beispiele hervorbringen.

    Und hier setzt unsere Kritik an: Was hat ein Dan Brown Positives hervorgebracht, außer Verschwörungs-Fans das Hirn zu verkleistern und Wissenschaft zu diskreditieren?

    Was hat Sai Baba anderes getan, als Leute zu betrügen?

    Was tut Sheldrake anderes, als eine Pseudowissenschaft hervorzubringen und zu verteidigen, die jeder Realität widerspricht?

    Und so weiter, und so fort.

  7. @Pierre Castell:

    Das war ja irgendwie abzusehen…

    mit 95 Jahren hat er zwar ein gutes Alter erreicht, aber wenn man die 27 Jahre, die er im Gefängnis gesessen hat, „wiedergutmachen“ hätte wollen, dann hätte er 122 Jahre alt werden müssen.

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