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News: 90 Prozent glauben nicht an Geister!

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Heute erreichte uns folgende Pressemitteilung zur Februar-Ausgabe der Zeitschrift Wunderwelt Wissen:

Kontaktaufnahme zu Verstorbenen boomt in Deutschland. Die Zeiten, in denen die Anhänger des so genannten Spiritismus als Spinner bezeichnet wurden, scheinen vorbei zu sein. Wie die Zeitschrift WUNDERWELT WISSEN in ihrer aktuellen Ausgabe (02/11 ab heute im Handel) berichtet, hat das Thema inzwischen alle Gesellschafts- und Altersschichten erfasst. So glauben zehn Prozent der Deutschen fest an Geister, belegte das Meinungsforschungsinstitut Allensbach bereits vor einigen Jahren. Laut einer Studie der Universität Hohenheim zählen inzwischen bis zu 15 Prozent der Deutschen zur Gruppe der spirituellen Sinnsucher.

Die Motive von Menschen mit ihren Verstorbenen in Kontakt zu kommen, liegen auf der Hand: Man sucht Trost, man will um Verzeihung bitten, man erhofft sich einen Rat, man will wissen, ob es dem Verstorbenen gut geht und ob der Tod doch nicht das Ende ist.

Drei Millionen Menschen hierzulande geben für Okkultismus sechs Milliarden Euro jährlich aus. Ein gigantischer Markt, der Begierden weckt. So hat sich jüngst auch eine Königstochter in die Schar der Totenflüsterer eingereiht: Die norwegische Prinzessin Märtha Louise will nach den Engeln nun auch Kontakt zu Geistern haben. Im Veranstaltungszentrum „Himmel und Meer“ von Stavanger bietet die
Königstochter zahlungswilligen Landsleuten Gespräche mit Verstorbenen an.

Alles nur Schwindel, um Geld zu machen, sagen Kritiker. „Wer behauptet, mit Verstorbenen Kontakt aufnehmen zu können, nutzt die emotional beeinträchtigte Wahrnehmung der Trauernden aus“, sagt Wolfgang Hund, Mitglied in der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP).“

Das besagte Titelthema der wundersamen Postille heißt übrigens „Geheime Botschaften aus dem Jenseits“. Warum obskure Pseudo-„Botschaften“ aus dem Jenseits nun zu allem Überfluss auch noch „geheim“ sein müssen – darüber hat sich kürzlich erst Dr. Florian Freistetter von Astrodicticum simplex Gedanken gemacht.

Aber da ist noch was anderes: Zehn bis 15 Prozent der Deutschen glauben an Geister? Ja gut äh – aber heißt das nicht im Umkehrschluss, dass 85 bis 90 Prozent nicht daran glauben? Doch, sicher. Aber wie soll man daraus eine knackige Meldung machen?

Die Gruner + Jahr-Verlagspressestelle weiß offenkundig nicht, wie das geht. Dafür aber der Skeptiker und „Turm der Sinne“-Geschäftsführer Dr. Rainer Rosenzweig – der für die persönliche Psychohygiene folgende leicht abgewandelte Version auf die GWUP-Mitgliederliste postete:

Kontaktaufnahme zu Verstorbenen ist in Deutschland auf dem Rückzug. Die Zeiten, in denen die Anhänger des so genannten Spiritismus als Spinner bezeichnet werden, sind endlich angebrochen. Wie die Zeitschrift SINNESORGAN in ihrer aktuellen Ausgabe (01/11, ab Februar erhältlich) berichtet, ist das Thema inzwischen in allen Gesellschafts- und Altersschichten perdu. So glauben neunzig Prozent der Deutschen nicht mehr an Geister, belegte das Meinungsforschungsinstitut Allensbach bereits vor einigen Jahren. Laut einer Studie der Universität Hohenheim zählen inzwischen bis zu 85 Prozent der Deutschen nicht mehr zur Gruppe der spirituellen Sinnsucher.

Die Motive von Menschen, von ihren Verstorbenen endgültig Abschied zu nehmen, liegen auf der Hand: Man sucht Trost, man kann verzeihen, man erhofft sich, loslassen zu können, und man weiß und akzeptiert, dass das Leben der Verstorbenen unwiederbringlich zu Ende ist.

Neunundsiebzig Millionen Menschen hierzulande geben für Okkultismus jährlich keinen müden Cent aus. Ein Markt, der offenbar keinerlei Begierden mehr weckt. So hat sich jüngst auch eine leibhaftige Prinzessin in die Schar der Okkult-Verweigerer eingereiht: Nach laut FAZ „massiver Kritik wegen Schwindelei und allzu hemmungsloser Geschäftstüchtigkeit“ verspricht die norwegische Prinzessin Märtha Louise ihren Landsleuten „keine persönliche Begegnung mit Engeln mehr“.

Alles nur als Skeptizismus getarnte dogmatische Intoleranz, damit wir kein Geld mehr machen können, meinen Befürworter. „Wer behauptet, mit Verstorbenen keinen Kontakt aufnehmen zu können, ignoriert die emotional gesteigerte Wahrnehmung der Trauernden“, sagt nur noch Dr. Dr. Walter von Weißnichtwo, Gesellschaft für anomalistische Grenzerfahrungsangelegenheiten (GAGA)“

P.S. Die Zeitschrift Sinnesorgan gibt es wirklich. Und sie erscheint auch demnächst wieder. Nicht mit dem oben genannten, aber mit vielen anderen – interessanteren – Themen.

13 Kommentare

  1. Wirklich eine schöne Pressemitteilung (die zweite natürlich). Und es ist echt Traurig, was Gruner + Jahr für einen Quatsch unters Volk bringt.

  2. Das Witzige ist ja, dass der eigentliche Artikel in „Wunderwelt Wissen“ eher der zweiten „PM“ von Herrn Rosenzweig nahekommt, als der verlagseigenen. Der Beitrag selbst ist zumindest überwiegend skeptisch.

  3. In dem verlinkten FAZ Artikel steht aber nur, dass Prinzessin Marthä Louise aus juristischen Gründen keine Garantie mehr für Kontakte gibt! Die Engelskontakte an sich stellt sie doch immer noch her. Oder habe ich da etwas überlesen??

  4. @Chris: Hallo Chris, es gibt auch keinen „Dr. Weißnichtwo“ – jedenfalls nicht genau so. Das Ganze ist mehr oder minder eine Parodie mit entsprechenden Freiheiten.

  5. @Martina: *lol* ja, hab ich schon kapiert : ) Was ich meinte war, dass die original PM in punkto Prinzessin dann ja korrekt ist…

  6. @Chris: Dann ist in diesem Punkt die skeptische Erfolgsmeldung womöglich nur „halb“ zutreffend. Aber was will man von gelangweilten Prinzessinnen denn auch erwarten … Wahrscheinlich fängt Britain-Kate bald nach ihrer Vermählung im April mit Tischerücken an, derweil ihr Gatte die Gärtnerin kultiviert …

  7. Hi,

    weiss nicht, ob ich an Geister glauben soll,zumindest kann ich das nicht ganz ausschlißen:
    Habe seit vielen Jahren eine Sammlung von meinen selbst eingespielten Tonbandstimmen aufgebaut, nicht als Hobby, eher ab und zu sporadisch „just for fun“.Finde ich interessanter als Briefmarkensammeln.
    Einige dieser Rückwärtsstimmen, (soweit geeignet), habe ich als akustische Palidrome unter

    liss-palindrom.npage.de

    zum download bereitgestellt (erst mal ohne Hinwleis auf die Tonbandstimmeneigenschaft). Kann mit fast jedem Audioprogramm mit Reverse-Funktion getestet werden. Natürlich alles Selbsttäuschung a la “Another Brick in the Wall”, selbstfabrizierter Betrug, fremde Sendereinspielungen, illusionäre Verkennung oder Zufall. Habe noch hunderte derart klarer Stimmen, z.T. auch mit Jenseitsbezug. Es ist halt immer wieder schön, sich was vorzumachen :o) Also: Geister, ja oder nein? Wenn nicht, was sonst? Doch was aus der Latte von oben? (Selbsttäuschung, Sender ….) oder hat noch jemand eine andere Idee?

    lissi

  8. Bedauerlich, dass die restlichen 10% nicht wissen, dass angebliche „Geistererscheinungen“ oder scheinbare Wahrnehmungen dieser Art pure Sinnestäuschungen sind!

  9. Ist die Welt doch aufgeklärter, als wir denken?
    Jedenfalls lacht die halbe Internet-Welt darüber:

    http://top.de/news/692l-naomi-watts-lady-diana-erteilte-erlaubnis-spielen#.A1000004

  10. @Pierre Castell:

    Vielen Dank, das muss ich unbedingt mal lesen.

    Nicht häufig, dass jemand sich an solche Fragen traut, allenfalls in der eher unbefangenen Jugendpresse:

    https://blog.gwup.net/2011/12/23/madchen-und-esoterik/

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