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Ghosthunter und Geisterflüsterer

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Man muss von Mystery-Serien ja nichts halten – aber wenigstens ist die „gespenstisch schöne“ (FHM) Geisterflüsterin Jennifer Love Hewitt in „Ghost Whisperer“ ganz nett anzusehen.

Das kann man von dem Tagesspiegel-Artikel „Auf Geisterjagd“ nur bedingt behaupten. Selten etwas so Hanebüchenes gelesen:

Wenn unsichtbare Wesen in einem Haus rumoren und Angst verströmen, dann braucht es einen, der sie vertreibt. Unterwegs mit Sam Hess, der vier Mal geboren wurde.“

Besagter Herr Hess lebt im Kanton Bern und hat eine Gabe wie der kleine Cole in „The Sixth Sense“: Er sieht tote Menschen.

Manche Altwesen, weiß Sam Hess, also Geister, die den Sprung in die andere Dimension nicht wagen, weil sie dort von niemandem empfangen werden, von keinem Engel und von keinem Freund, oder weil sie hier noch zu sehr verhaftet sind, ob aus Hingabe oder aus Schuld, manche Geister krallen sich ans Objekt und folgen ihm durch die Jahrhunderte – und sei es nur ein Brett. Deshalb stecken sie selbst in Neubauten, weil dort eine alte Truhe steht, ein antikes Spinnrad oder ein Anker, an dem ein müdes Gespenst hängt. Verschwind! Fahr ab, sagte Sam Hess, nun musst weg.

Herr Hess, noch nie ein schlechtes Gewissen gehabt? Da sei er gnadenlos, sagt Sam Hess, er respektiere die Altwesen wohl, aber sie hätten, sobald sie Lebende plagten und ihnen Energie abzapften, was zu Müdigkeit und vielerlei anderem führe, hier nichts zu suchen. Manche reklamierten zwar, maulten und meinten, sie hätten das Recht zu bleiben, aber er mache ihnen schnell klar, dass dieses Haus nun anderen gehöre und sie, die Gewesenen, zu entschweben hätten, egal wohin, in den Garten vielleicht oder, besser noch, in den Wald.“

Nach gefühlten Hunderten von Zeilen wird der Leser schließlich mit einer Warnung vor Spiegeln entlassen:

Spiegel sind Pforten zur Unterwelt“,

lautet der letzte Satz – was indes jeder Halbwüchsige weiß, der schon mal „Bloody Mary“ herbeizitiert hat.

Ansonsten wäre jede vertiefte Beschäftigung mit dieser Zwischenwelt-Connection Zeitverschwendung, weswegen wir uns gleich den Leserkommentaren zuwenden wollen. Beziehungsweise dem einzigen vernünftigen darunter:

Wow! 60 Euro die Stunde? Plus Benzingeld! Und unversteuert!?? Hm…vielleicht sollte ich ja auch Ghostbuster werden.“

Der Gedanke liegt zumindest nahe, und deshalb erfahren wir auf der Webseite von „Paranormal Nord“ einige gute Gründe, „warum man nie einen Ghosthunter beauftragen sollte“. Auf derselben Seite und ebenso lesenswert: „Drum prüfe, wer sich an einen Ghosthunter bindet, ob dieser einen nicht nach Strich und Faden belügt“.

Auch dieser Verdacht ist nicht gänzlich abwegig – wenn man zum Beispiel dieses Youtube-Video über die Aktivitäten von „Ghost Hunters International“ auf sich wirken lässt, die in Argentinien dem Geist Adolf Hitlers hinterherjagen. Strange. Anscheinend hatte der Ghosthunter Store gerade Angebotswochen. Zum Glück wird das Filmchen hier von einem Kritiker trefflich kommentiert.

Der Videoblogger Jörg Wipplinger von diewahrheit hat unlängst Wiener Geisterjägern auf den Zahn gefühlt. Das Interview gibt’s hier zu sehen.

Und wer mal so ein „Ghosthunting“ live mitmachen möchte, dem sei z.B. eine „Spuknacht“ mit dem seriösen CEPI-Team (Central European Paranormal Investigations) auf Schloss Fürsteneck bei Passau empfohlen.

Auch diese Anlage (Schauplatz unserer SkeptikerReportage „Ist das was?“) wurde unlängst von den „Ghost Hunters International“ heimgesucht. Die einzelnen Szenen sind recht merkwürdig zusammengeschnitten und montiert, was aber vermutlich nur jemand merkt, der das Waldschloss gut kennt.

Ansonsten ist die Folge zumindest unterhaltsam:

Zum Weiterlesen:

  • „Ist da was?“ – Geisterjäger in Bayern, Skeptiker 4/2009
  • Bernd Harder: Warum die Uhr stehenblieb, als Opa starb. Knaur, München 2010
  • Ghosthunter auf Burg Frankenstein, GWUP-Blog am 30. Dezember 2009
  • Geisterstimmen und Electronic Voice Phenomena, GWUP-Blog am 4. November 2009
  • Hier suchen Geisterjäger nach Gespenstern, Bild am 28. Oktober 2010 (mit GWUP-Erwähnung)
  • Das Spuk-Haus von der Hohensyburg, Bild am 30. Oktober 2010 (mit GWUP-Erwähnung)
  • South Park Ghost Hunters (TAP) German bei youtube

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