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In Wacken ist wieder der Teufel los …

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Eigentlich erstaunlich, dass das Wacken Open Air sich stets einer Berichterstattung erfreuen darf, die „gänzlich ohne Verteufelung auskommt“.

Hey, ihr Fundis von der Anti-Spaß-Fraktion – habt ihr euch etwa schon an der Love-Parade abgearbeitet? Wo bleibt das übliche Gezeter von wegen „Satanismus“ und „Teufelswerk“? Angesichts solcher schockierender Beweisfotos? Haben sich die Zeiten geändert? Oder sollte sich mittlerweile tatsächlich herumgesprochen haben, dass die berüchtigte „gehörnte Hand“ keineswegs ein „eindeutiges Zeichen“ für einen Satanisten ist, wie uns unter anderem diese Webseite weismachen will?

Scheint so, denn über die zahlreichen verschiedenen Bedeutungen der Mano cornuta kann man sich mittlerweile sogar bei Wikipedia informieren. Bleibt nur die Frage, wer die „Pommesgabel“ eigentlich in die Rockmusik eingebracht hat? Die Neue Osnabrücker Zeitung schreibt dazu:

Erfreulicher ist es, wenn die Corna bei Rockkonzerten zum Einsatz kommt, laut Soziologen ist hier der Hintergrund, das Gruppengefühl, die Szene-Identität sowie die Begeisterung für die Musik zu demonstrieren …
Der im Mai verstorbene Sänger Ronnie James Dio behauptete, die Corna in der Rock-Szene nach seinem Einstieg bei Black Sabbath etabliert zu haben. Der war allerdings erst im November 1978. Im Juni 1977 aber wurde Kiss-Bassist Gene Simmons auf dem Cover der Platte „Love Gun“ mit Pommesgabel gezeigt. Doch auch er war nicht der Erste. Bereits am 13. Januar 1969 war John Lennon auf der Beatles-Platte Yellow Submarine mit Corna zu sehen.
Allerdings gehen viele davon aus, dass eigentlich das gebärdensprachliche I love you gemeint war, dargestellt üblicherweise als Corna plus ausgestrecktem Daumen. Dazu passt, dass auf der Platte Lennons herziges Liebeslied „All you need is love“ zu hören ist.“

Kein Wunder, dass hier und da schon der inflationäre Gebrauch des Handzeichens beklagt wird:

Egal ob Kindergarten-Rocknacht oder die Elektro-Eurobeat-House-Party: Überall strecken die Leute die gespreizten zwei Finger in die Höhe. Muss das denn sein?“

Klar muss das sein. Sonst könnten Stern und Co. ja keine gar spaßigen Headlines à la „Mit Ohrstöpsel und Pommesgabel“ kreieren – nebst entsprechenden Fotos.

5 Kommentare

  1. Was ich lustig finde ist, dass sich die Aussage:

    „Sänger Ronnie James Dio behauptete, die Corna in der Rock-Szene nach seinem Einstieg bei Black Sabbath etabliert zu haben. Der war allerdings erst im November 1978. Im Juni 1977 aber wurde Kiss-Bassist Gene Simmons auf dem Cover der Platte „Love Gun“ mit Pommesgabel gezeigt.“

    sich ja gar nicht widerspricht. Was soll also dieses einschränkende „allerdings“ und „aber“? Es dürfte schon richtig sein, dass sich dieses Handzeichen erst durch Dios exzessive Verwendung seit seiner Black Sabbath Zeit in der Szene etabliert hat. Während Dio ja eine durch und durch plausible und detaillierte Entstehungsgeschichte präsentiert hat, gibt es von Simmons nur dieses eine Cover. Warum er dieses Zeichen da gemacht hat, weiß er selbst nicht, genausowenig, ob er es vor der Etablierung in der Szene auf der Bühne verwendet hat.

    Dio hat diesen lustigen kleinen „Streit“ aber mal selbst sehr schön auf den Punkt gebracht: (sinngemäß) „Der erste Mensch, der dieses Zeichen verwendet hat, war vermutlich ein Typ namens Ugh!“

  2. Da muss ich dem Autor recht geben, die „Pommesgabel“ ist ja inzwischen nicht mehr nur in Metalkreisen ein gebräuchliches Handzeichen.

  3. Wobei wir immer noch nicht wissen, was sich die Anwender der Geste zum jeweiligen Zeitpunkt denken. Ich zum Beispiel dachte damals auf’m Konzert in den 80ern an die teuflische Version von „Fuck you“, aber nicht im Lennon-Sinne. Ihr zerstört meine Illusionen, wenn ihr mir meine bösen Taten nicht mehr gönnt.

  4. Die Band Coven (die mit „One Tin Soldier“) zeigen in ihrem Album „Witchcraft“ (1969) ebenfalls die Mano cornuta, hier im Zusammenhang mit einer „Schwarzen Messe“.
    Deutlich früher also als Simmons.

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