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Skeptiker 2/10: Wer die Wahl hat …

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Wer kennt sie nicht, Uri Gellers ESP-Nummer: Unsichtbar für die Kamera wählt der „Mystifyer“ eines der Symbole Kreis, Stern, Wellenlinie, Quadrat und Kreuz. Die Zuschauer zuhause sollen sich ebenfalls auf ein Symbol konzentrieren und per Anruf ihre Wahl mitteilen.  Als das Experiment am 14. November 2004 live über den Bildschirm flimmerte, entschieden sich die meisten für den Stern – genau das Symbol, das Geller zuvor ausgewählt hatte.

Verblüffend, oder?
Bühnenzauberer erzielen solche Effekte mit präparierten oder vor dem Öffnen vertauschten Kuverts. Dass es viel einfacher geht, ganz ohne Psi-Kräfte oder Tricks, zeigen Prof. Andreas Hergovich und seine Ko-Autoren Sonja Wolf, Reinhard Schott und Anita Neskovic in der kommenden Ausgabe des SKEPTIKER.

Sie sind weder Illusionskünstler noch „Mystifier“, sondern ein Psychologieprofessor, zwei Diplomandinnen und ein Studienassistent von der Universität Wien. Entsprechend wissenschaftlich nähern sich dem Phänomen an:

„So ist aus der psychologischen Forschung bekannt, dass es so genannte Populationsstereotype gibt, d.h. Antworten, die weit häufiger als der statistischen Wahrscheinlichkeit entsprechend gewählt werden.“

Ein Beispiel:

„Bittet man (…) Personen, eine Zahl zwischen 1 und 10 zu nennen, wird am häufigsten 7 genannt“,

referieren die Autoren den Stand der Forschung.

Sollte es einen solchen Populationsstereotyp – zugunsten des Sterns – auch bei den ESP-Symbolen geben? Um dies herauszufinden, wiederholten Prof. Hergovich und seine Mitarbeiter Gellers Experiment. In einer Online-Studie präsentierten sie ihren Probanden die fünf Symbole und ließen sie eines auswählen. Und siehe da: Tatsächlich entschieden sich die meisten – über 35 Prozent – für den Stern.

Indem die Forscher die Reihenfolge der angebotenen Symbole veränderten, konnten sie die Quote noch erhöhen. Besonders beliebt war der Stern, wenn er  als zweite Möglichkeit genannt wurde. Das ist noch nicht alles, wie eine zweite Studie zeigte. Mit einer geschickten Aufgabenformulierung („Bitte wählen Sie jenes Symbol aus, das für Sie persönlich am sympathischsten ist.“) und farblicher Gestaltung der Symbole lässt sich die Quote für den Stern sogar über 55 Prozent hochpuschen.

Die Autoren kommen zu dem Schluss:

„Beide Studien zusammen belegen eindrucksvoll, dass die scheinbar ‚freie’ Wahl eines Symbols durch Fernsehzuschauer nicht zufällig ausfällt und die Kenntnis derartiger Populationsstereotype einen verblüffenden Effekt produzieren kann.“

Lesen Sie mehr im SKEPTIKER 2/2010, der am 7. Juni erscheint.

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  • Zum Weiterlesen:

    • Andreas Hergovich (2001): Der Glaube an Psi. Die Psychologie paranormaler Erfahrungen. VerlaG Hans Huber, Bern u. a.

    Autor: Inge Hüsgen

    Redaktionsleiterin Skeptiker - Zeitschrift für Wissenschaft und kritisches Denken

    Ein Kommentar

    1. Verblüffend, wie die das so hinbiegen können, ich hab immer gedacht das es einfach manipuliert ist aber das es dann auch so geht hätte ich nicht gedacht.

      mfg

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