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Kugelblitze – Physik, Folklore, Einbildung?

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Eine der häufigsten Fragen, die Skeptiker von Medienvertretern gestellt bekommen: „Gibt es eigentlich irgendein Phänomen, das Sie nicht erklären können?“

Dann muss man kurz und prägnant darlegten, dass Skeptiker es sehr gut ertragen können, wenn es für Phänomene (noch) keine Erklärung gibt. Was uns umtreibt, sind ungeprüfte Behauptungen.

Nicht immer geben Journalisten sich mit dieser Antwort zufrieden, sondern wollen dann Beispiele für unerklärte Phänomene wisssen.

Wenn’s unbedingt sein muss, nehme ich dafür meistens „Kugelblitze“ her. Darüber hat der Physiker Dr. Alexander Kendl in der GWUP-Zeitschrift Skeptiker 2/2001 einen spannenden und ausführlichen Beitrag veröffentlicht.

In seinem Fazit hieß es damals:

Gibt es nun Kugelblitze? Als beobachtetes Phänomen, über welches viele, darunter auch wissenschaftlich vorgebildete Augenzeugen berichten, existieren Kugelblitze ohne Zweifel. Die Natur der Erscheinung ist aber nach wie vor ungeklärt. Die zugrunde liegenden Daten sind nicht eindeutig und zwangsläufig gegenüber verschiedenen Interpretationen offen.“

Neun Jahre später gibt es aktuelle Erkenntnisse zu dieser Thematik, über die heute der Stern berichtet. Wieder ist es GWUP-Mitglied Dr. Alexander Kendl, der in der Fachzeitschrift Physics Letters A eine neue Theorie vorstellt:

Lange Blitzentladungen erzeugen Magnetfelder, wie sie die Medizin bei der transkraniellen Magnetstimulation (TMS) einsetzt. Bei der TMS werden Hirnbereiche angeregt, was Illusionen hervorruft – Geräusche, Gerüche oder Figuren.

Beim Gewitter können die Magnetfelder die kugelförmigen Leuchteindrücke, wissenschaftlich Phosphene genannt, bewirken. Zumindest in manchen Fällen könnte dieser Effekt die ungewöhnlichen Erscheinungen erklären.“

Demnach sind Kugelblitze also eine Art optische Täuschung:

Tatsächlich gehen bestimmte Blitzvarianten mit Magnetfeldern einher, die sehr ähnliche Eigenschaften haben, wie die bei der TMS verwendeten, berechneten die Wissenschaftler.

Blitze mit wiederholten Entladungen, die über mehrere Sekunden die stimulierenden Magnetfelder erzeugen, seien wie die Kugelblitz-Beobachtungen eher selten und träten nur in einem von hundert Fällen auf, erläutert Kendl.

„Einem Beobachter, der sich im Abstand von wenigen Hundert Metern von einem langen Blitzeinschlag entfernt befindet, kann ein magnetisches Phosphen in Form eines hellen Lichtflecks für einige Sekunden erscheinen“, sagt Forscher. Und noch etwas spricht seiner Ansicht nach für diese Theorie: ihre Einfachheit.

„Im Gegensatz zu anderen Theorien, die schwebende Feuerkugeln beschreiben, sind hier keine neuen und weiteren Annahmen nötig“, betont er.

Die vollständige Arbeit des Wissenschaftlers vom Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik der Universität Innsbruck gibt’s hier.

3 Kommentare

  1. Hier noch ein Artikel aus der NZZ

    http://www.nzz.ch/nachrichten/wissenschaft/kugelblitze__nur_eine_illusion_1.5798561.html

    26. Mai 2010, Neue Zürcher Zeitung
    Kugelblitze – nur eine Illusion?

    Starke Magnetpulse bei Gewittern könnten dem Gehirn Lichtbälle vortäuschen

  2. Was für eine Quatschüberschrift! Eine Halluzination ist eben keine Einbildung, weder bei einem kranken Menschen noch bei einem Drogenkonsumenten noch bei einem Menschen dessen Gehirn starken Magnetfeldern und somit induzierten Strömen ausgesetzt ist. Eine optische Täuschung ist das auch nicht, denn der normale Wahrnehmungsapparat mit seinen Grenzen ist ja überhaupt nicht involviert! Aber wahrhaft eine elegante Erklärung der Innsbrucker!

  3. @Ralph:

    << Was für eine Quatschüberschrift << Danke schön, dafür sind wir berühmt ...

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