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Zuckerpillen für Afrika?

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Dass die „Homöopathen ohne Grenzen“ schlechte Verlierer sind, darauf haben schon unsere Freunde vom Excanwahn-Blog hingewiesen.

Zu ihrer Abstimmungsniederlage beim Deutschen Engagementpreis schrieben die Hahnemann-Schamanen unter anderem auf ihrer Homepage:

„Im Zuge dieser Ereignisse konnten wir erfahren, was unsere Kollegen und Kolleginnen in England seit längerem erleben: Gezielte Desinformation mittels Internetpublikation ist ein machtvolles Instrument der Gegner der Homöopathie.“

Gezielte Desinformation? In England?

Zufällig streife ich bei der Lektüre von „Die Wissenschaftslüge – Wie Pseudowissenschaftler uns das Leben schwer machen“ des englischen Arztes Ben Goldacre gerade eine entsprechende Passage auf Seite 122. Sie sei im Folgenden einfach bloß mal kommentarlos wiedergegeben.

Was daran „gezielte Desinformation“ ist oder nicht, mag jeder für sich entscheiden:

„Die Schriftstellerin Jeannette Winterson schreibt in der Times, um Geld aufzutreiben für ein Projekt, das Aids-Kranken in Botswana – wo 48 Prozent der Bevölkerung HIV-positiv sind – mit Homöopathie helfen soll.

Wir müssen hier über die Ironie hinwegsehen, die in der Tatsache liegt, dass Homöopathie in ein Land gebracht werden soll, das mit dem benachbarten Namibia um die Ressource Wasser kämpft. Und wir müssen außerdem über die Tragödie von Botswanas Verwüstung durch Aids hinwegsehen, die so verheerend ist (noch einmal: die Hälfte der Bevölkerung ist HIV-positiv!), dass der gesamte wirtschaftlich aktive Teil der Bevölkerung einfach aufhören könnte zu existieren. Zurück bliebe ein Niemandsland.

Wenn wir die Tragödie beiseite lassen, ist für unsere Zwecke die Idee interessant, dass man ein Placebo, das westlich individualistisch, Patienten überhöhend, gegen die Schulmedizin agierend und sehr kulturspezifisch ist, in ein Land trägt mit sehr schlechter medizinischer Versorgung, und dabei annimmt, dass es trotz alledem funktioniert.

Sollte Homöopathie überhaupt von Nutzen sein für Aids-Kranke in Botswana, dann ironischerweise durch ihre implizite Assoziation mit der westlichen Weißkittel-Medizin, die so viele afrikanische Länder verzweifelt benötigen.“

Zum Weiterlesen:

  • Ben Goldacre: Die Wissenschaftslüge – Wie uns Pseudo-Wissenschaftler das Leben schwer machen. Fischer Verlag, Frankfurt 2010.

Link zum Thema:

2 Kommentare

  1. Der Typ in dem Video benutzt immer die selbe Pipette, oder? Das dürfte messbare Rückstände produzieren…

  2. @ Hanno
    auf Youtube steht es in den Infos zu Video:

    „I thought I really ought to correct some of the inaccuracies in the video. Rather than removing or re-filming the video, heres a list of corrections:
    1. I keep incorrectly pronouncing succussion as succession. It should be sus-sussion
    2. To make the 1C dilution I should have added my 1ml of piss to 99ml of water, not 100 ml
    3. Although I rinsed the pipette after the first succession, I should really have used a clean pipette each time

    Other than that, I think its about right, it really is that silly“

    Trotzdem sehr anschauliche Demonstration.

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