Es geht auf Weihnachten zu. In katholischen Online-Portalen rücken Geschichten über die Gottesmutter Maria mehr und mehr in den Vordergrund. Und manchmal ist darin ein echter Hammer versteckt.

So meldet Zenit – Die Welt von Rom aus gesehen dieser Tage, dass die Bischöfe weltweit aufgefordert werden, ihr Votum für ein neues Marien-Dogma abzugeben. Als Initiator der Petitionskampagne zeichnet Kardinal Luis Aponte Martinez, emeritierter Erzbischof von San Juan/Puerto Rico.

Martinez und seine Mitbrüder sehen die globale „Dringlichkeit einer größtmöglichen Fürsprache unserer himmlischen Mutter angesichts dieser beispiellosen Krise des Glaubens“ und fordern für Maria die Ehrenbezeichnung „Miterlöserin“. Ähnlich hatte sich schon vor drei Jahren der Bischof von Haarlem-Amsterdam, Joseph Maria Punt, geäußert.

Punt hatte wohl guten Grund dazu – denn er war es auch, der im Jahr 2002 die umstrittenen Marienerscheinungen von Amsterdam zwischen 1945 und 1959 offiziell kirchlich anerkannte. In einer der insgesamt 56 Botschaften der Jungfrau Maria an eine Frau namens Ida Peerdeman hatte sich die Erscheinungen direkt an den Papst gewandt und ihn wissen lassen:

„Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, da du nun über Maria sprechen sollst als Miterlöserin, Mittlerin und Fürsprecherin, unter dem Titel Die Frau aller Völker.“

Offenkundig hielt Pius XII. den Zeitpunkt keineswegs für gekommen. Denn über eine Inthronisation Mariens als „Co-Redemptrix“ debattiert die katholische Kirche nun schon seit dem 15. Jahrhundert. Und gerade heute ist ein fünftes marianisches Dogma nahezu undenkbar, in erster Linie aus Rücksicht auf die Ökumene. Denn die Reformation lehnte den Anspruch, die Gottesmutter als Miterlöserin zu verkündigen, rundweg ab.

Jetzt wird anscheinend Druck gemacht. „Je mehr wir offen die Macht der Fürsprache Mariens benutzen, desto mehr ist sie in der Lage, diese Macht zum Wohl der Völker dieser Welt einzusetzen“, heißt es weiter in Martinez‘ Brief.

Eine rein innerkirchliche Kabale? Ja gewiss – aber eine folgenreiche.

Ein Dogma „Maria Miterlöserin“ würde beispielsweise auch sämtliche angeblichen Marienerscheinungen nachträglich rechtfertigen, bei denen es von den „Sehern“ schon angekündigt worden ist.

Etwa die von San Damiano, einem Wallfahrtsort in Norditalien, der im Vorfeld des Klingenberg-Exorzismus eine katalytische Rolle für die Beteiligten spielte.

Oder die von Marpingen im Saarland, wo Maria 1983 einem Bauern aufgetragen haben soll:

„Der Heilige Vater möge das letzte Mariendogma von der Miterlöserin, Mittlerin und Fürsprecherin vierzig Tage nach dem Karmelfest verkünden.“

Gar nicht erst zu reden von der fragwürdigen Punt’schen Anerkennung des eigentümlichen Peerdeman-Wortschwalls.

„Es mag verwundern“, schreibt dazu etwa die Theologin Monika Hauf, „dass die Erscheinung zwar auf die Notwendigkeit hinwies, das Dogma von der Jungfrau Maria als Miterlöserin zu proklamieren, jedoch offensichtlich das marianische Dogma, das tatsächlich verkündet werden sollte, während die Erscheinungen andauerten, nämlich im November 1950, nicht vorausgesehen hatte: das Dogma von der leiblichen Aufnahme der Jungfrau Maria in den Himmel.

Zum Weiterlesen:

• Monika Hauf: Marienerscheinungen – Hintergründe eines Phänomens.