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Astrologen, Rockmusiker und andere „Ehemalige“

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Mitunter sind die Bücher von „Aussteigern“, „Ehemaligen“ oder „Bekehrten“ ja ganz lustig.

Etwa, wenn die müde Allerwelts-Biografie eines sinnsuchenden AC/DC-Roadies mit dem Düstertitel „Kalter Hauch“ und dem Verlagssprüchlein „Singing In The Dark A Rock’n’Roll Roadie Steps Into The Light““ unters Volk gejubelt wird.

Oder wenn gewesene Rockfans und -musiker wie Ulrich Bäumer, Steve Lawhead oder Fernando Salazar Banol dem Teufel in der E-Gitarre nachspüren und dabei unfreiwillig humoristische Kultbücher abliefern, mit Highlights wie diesen:

Schlagzeug und Bass bringen die Hypophyse aus dem Gleichgewicht.

Die psychologischen Auswirkungen von Rockmusik reichen von Gedächtnisstörungen bis zu Taubheit und Geisteskrankheiten.

Rock ist die AIDS-Krankheit der gegenwärtigen Musik, denn „konkret können wir feststellen, dass die moderne Musik … in unserem Inneren bestimmte Atome des geheimen Feindes aktiviert.“

Immerhin tröstlich zu erfahren, dass auch der Teufel bloß aus Atomen besteht. Und wir dachten immer, das Atom sei der Teufel. Wie jetzt?

Egal. Die entscheidende Frage ist: Wieso müssen solche Leute immer von einem Extrem ins andere fallen?

Zum Beispiel die zum Katholizismus konvertierte Ex-Esoterikerin Gabriele Kuby, die erst den „Weg zu Maria“ beschritt und heute blindlings gegen Harry Potter wütet.

Oder die Ex-Astrologin Sabine von der Wense, die mittlerweile davon überzeugt ist, dass Esoterik Teufelszeug ist, mit der „der Widersacher“ uns davon abhält, „zur Quelle, zu Gott, zu kommen“.

In dieselbe Kategorie gehört wohl auch der „ehemalige Star-Astrologe“ Uwe M. Kraus, dessen Bekehrungsschmöker „Frag die Sterne lieber nicht“ dieser Tage bei kath.net rezensiert wurde. Zitat: „Jetzt warnt er sogar vor den Horoskopen in der Tageszeitung. Sie zu lesen sei eine Einstiegsdroge. Man könne dann schnell in der Esoterik landen.“

Und das wäre geradezu fatal, denn:

„Tarotkarten zu legen sei mit Geistern und Dämonen verbunden“, schreibt das katholische Nachrichtenportal. „Reiki, eine angeblich neutrale Methode zur Verbesserung des körperlichen und seelischen Wohlbefindens, sei eines der gefährlichsten Gebiete der Esoterik überhaupt: Wer es praktiziert, taucht in ein okkultes System ein, das ihn nicht wieder loslässt.“

Kraus wird dazu so zitiert: „Sie verlieren dabei möglicherweise ihre Seele.“

Merken die Banols, Kubys und Krauses dieser Welt eigentlich nicht, dass sie selbst eine Art christlich verbrämten Gegen-Okkultismus praktizieren?

Anscheinend nicht. Diese seltsame „Bekehrten“-Clique ist mithin das genaue Gegenteil eines qualifizierten Ansprechpartners, um sich angstfrei und vorurteilslos über Esoterik und Okkultismus zu informieren. Denn „wer in allen möglichen Erscheinungen dämonische Bedrohungen sieht, verfällt selbst jener okkulten Denkweise, die er dem anderen unterstellt“, warnt sogar die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW).

Da hilft es auch nix, sich volltönend auf die Bibel zu berufen, wie Kuby und Co. es gerne tun. Es ist zwar richtig, dass die Bibel eine klare Position bezieht:

„Es soll bei dir keinen geben, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt, keinen, der Losorakel befragt, Wolken deutet, aus dem Becher weissagt, zaubert, Gebetsbeschwörungen hersagt oder Totengeister befragt, keinen Hellseher, keinen, der Verstorbene um Rat fragt. Denn jeder, der so etwas tut, ist dem Herrn ein Gräuel. Du sollst ganz und gar bei dem Herrn, deinem Gott bleiben“, heißt es im Buch Deuteronomium (Deut 18,10-15).

Nach Auffassung modernen Theologen hängt in der Gedankenwelt des Alten Testaments dieses „Zaubereiverbot“ indes unmittelbar mit dem Verbot des Götzendienstes zusammen. Das ist alles. Mit einer wie auch immer gearteten „okkulten Belastung“, die heutige Über-Frömmler herbei phantasieren wollen, hat das nicht das Geringste zu tun.

Unsere „Bekehrten“ kümmert das freilich wenig.

Ex-„Star-Astrologe“ Kraus beispielsweise ist laut kath.net allen Ernstes davon überzeugt, dass er seine damalige „hohe Trefferquote von 70 bis 80 Prozent auch dämonischen Kräften verdankt“, denen er sich unwissentlich geöffnet habe.

Sagen wir mal so: Herr Kraus mag sich dämonischer Kräfte bedient haben, um seine „hohe“ Trefferquote zu erzielen.

Mit Cold Reading und den üblichen Psycho-Tricks professioneller Medien wäre er gewiss erfolgreicher gewesen.

4 Kommentare

  1. Zu den durchgeknallten „Ehemaligen“ fällt mir nur noch ein passendes Zitat von Robert Gernhardt ein: „Die schärfsten Kritiker der Elche – waren früher selber welche…“

  2. „Diese seltsame ‚Bekehrten‘-Clique ist mithin das genaue Gegenteil eines qualifizierten Ansprechpartners, um sich angstfrei und vorurteilslos über Esoterik und Okkultismus zu informieren. Denn ‚wer in allen möglichen Erscheinungen dämonische Bedrohungen sieht, verfällt selbst jener okkulten Denkweise, die er dem anderen unterstellt‘, warnt sogar die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW).“

    Mensch, da geb ich denen ja sogar recht. Aber das mit dem Fall ins Gegenteilige ist mir schon des öfteren aufgefallen: Linke werden zu Rechten, Anarchos zu Spießern, Esotanten zu Esohuntern. Christen zu Übermuslimen, Atheisten zu Überchristen, Kampfreserven der SED zu Vorzeige-CDUlern. ;) und nicht zu vergessen die Cracker, die zu Security-Experten avancieren ….

  3. Ein skurriles aktuelles Dokument des fortschreitenden Irrationalismus der „bekehrten“ Frau Kuby findet sich zum Beispiel hier:

    http://www.kath.net/detail.php?id=25291

  4. Diese Fr. Kuby hat nicht nur ein Problem mit ihrem fortschreitenden Irrationalismus, die hat noch viel grössere Probleme, sehr sehr ernste!

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