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GWUP versus UN: Kein Maulkorb für Kritiker!

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Gegen die „Diffamierung von Religionen“ soll sich eine Resolution wenden, die der UN-Menschenrechtsrat Ende März beschlossen hat. Klingt gut – läuft in Wahrheit aber auf einen Maulkorb für kritische Denker hinaus. Nach Ansicht vieler Organisationen weltweit legitimiert der Beschluss die Unterdrückung von unerwünschten Meinungen, vor allem in den islamischen Staaten – aber nicht nur dort. Die GWUP schließt sich dem internationalen Protest an.

Damit steht Deutschlands größte und älteste Skeptiker-Organisation mit UN Watch an der Seite des Center for Inquiry International und von über 200 weiteren NGOs, darunter christliche, muslimische, jüdische und säkulare Gruppen.

Wenn Glaubenssysteme nicht mehr kritisiert werden dürfen, sind Wissenschaft und die offene Gesellschaft in Gefahr, erklärt dazu Amardeo Sarma, Mitbegründer und Vorsitzender der GWUP: „Wissenschaft ist ohne freies Denken und freie Rede mit de Möglichkeit potenziell anstößige Fragen anzusprechen undenkbar.“

Die Resolution, von der Organisation der islamischen Konferenz (OIC) vorangetrieben und von Pakistan eingebracht, fährt schwere Geschütze auf: Sie beschuldigt Medien und „extremistische Organisationen“, „Sterotypen bestimmter Religionen und heiliger Personen zu verbreiten“. Der Text ist allgemein gehalten, namentlich werden der Islam und die religiösen Gefühle von Muslimen als schützenswerte Güter genannt.

Der Beschluss ermuntert die UN-Mitgliedstaten, entsprechende Gesetze zu erlassen, macht also den Weg frei für beliebige Verbote von Glaubenskritik. Amardeo Sarma von der GWUP diagnostiziert die Entscheidung als Resultat einer Fehlentwicklung: „Die Besorgnis über Rassismus und Diskriminierung wurde zum Anlass genommen, um Kritik am Islam mit anti-muslimische Hetze gleichzusetzen.“

Deutschland stimmte mit dem Großteil der  im UN-Menschenrechsrat vertretenen europäischen Staaten gegen die Vorlage. Sie wurde mit 23 gegen 11 Stimmen angenommen, 13 Staaten enthielten sich.

Links zum Thema:

Autor: Inge Hüsgen

Redaktionsleiterin Skeptiker - Zeitschrift für Wissenschaft und kritisches Denken

11 Kommentare

  1. Hallo, ich habe eine Frage und weil ich nicht weiß an wen ich mich wenden kann, frage ich hier. Auf eurer Webseite findet man einen Artikel (Kritiker der GWUP) bei dem nicht steht wer ihn verfaßt hat. Ich würde gerne wissen wer ihn geschrieben hat. Kann mir das jemand sagen?

    Zu diesem Artikel. Ich bin der GWUP gegenüber skeptisch eingestellt ;) weil man oft den Eindruck bekommt, dass es sich dabei schon um eine Weltanschauung handelt, also um Konservativismus. Man zementiert ein was bisher an „Wissenschafts-Glauben“ erlaubt ist. Es wird zu wenig differenziert und zu sehr vom eigenen Standpunkt aus ausgegangen. Das heißt nicht notwendigerweise, dass alles Unsinn ist, was Skeptiker von sich geben. In Vielem mögt ihr Recht haben. Was mich stört ist, dass man schon „ihr“, oder „euch“ sagen kann, denn dies bedeutet, dass es sich um ein Glaubenssystem handelt und genau das ist es, was mich an allem was Menschen glauben, oder zu wissen meinen, stört. Aus diesem Grund stimme ich aber mit „euch“ in diesem einen Punkt absolut überein. Es kann in der heutigen Zeit nicht sein, dass jemand Kritik abschmettert, indem er Dogmen aufstellt. Wenn man etwas nicht mehr hinterfragen darf handelt es sich nicht mehr um „Glauben“, sondern um Gehirnwäsche und um den Versuch, sich der Rechtfertigung für seine Handlungsweisen zu entziehen. Wenn Dogmen als allgemein gültig verstanden werden wollen, wird der Dogmatiker zur Gefahr für alle die anderes glauben als er selbst. Denn das ist immer nur der erste Schritt hin zu einer Diktatur, die alle für sich in Anspruch nehmen möchte.

  2. @ Belibaste: Der Artikel „Kritiker der GWUP“ auf der Website der GWUP ist ein sogenanntes „living document“, an dem im Laufe der Zeit schon viele Autoren der GWUP mitgeschrieben haben. Dieses Dokument über die Kritik an der GWUP wird gelegentlich aktualisiert.

    Der Rest deines Kommentars ist teilweise unverständlich.

    „Was mich stört ist, dass man schon ‚ihr‘, oder ‚euch‘ sagen kann, denn dies bedeutet, dass es sich um ein Glaubenssystem handelt […]“

    Aha. Also sind alle, die du in der zweiten Person Plural ansprechen kannst, Anhänger eines „Glaubenssystems“? Dann gilt das auch für die Mitglieder der Fleischer-Innung Berlin und den Vorstand des Golfclubs Erlangen, und das ist Unsinn.

  3. Macht nichts, ich werde die Verfasser schon noch auseinander sortieren. :)

    Na so meine ich das nicht. Die Fleischer Berlins haben ja keine gemeinsame Weltanschauung, denke ich mal, hoffe ich wenigstens, außer die vielleicht, dass Tiere wertlose Geschöpfe sind, die dem Menschen nur als Nahrung, oder als Versuchstiere zu dienen haben. ;) Ich denke hier (bei euch Skeptikern – das ist kein Beruf, eher eine Berufung) geht es um Weltanschauung. So gesehen glaube ich schon, dass es sich hierbei um eine gemeinschaftliche Weltanschauung handelt.

    Aber darum geht es hier ja nicht. Ich denke, was die UN betrifft, ist klar, dass derartige Entscheidungen immer häufiger auftreten werden, weil die Mitglieder ihre eigenen Interessen vertreten. Religion ist ja auch Politik und da ist es schon fast naiv zu glauben, man könne mit irgendwelchen Abstimmungen etwas verhindern, oder erreichen, wenn die Sympathisanten (nicht unbedingt die Gläubigen) in der Mehrzahl sind. Ich bin sogar davon überzeugt, dass die wenigsten Vertreter ihrer Religion wirklich glauben was sie anderen zu glauben vorschreiben. Da geht es um Gruppenzwang, um Unterdrückung und um Beherrschen anderer, so wie ja überall anders auch, mit Religion, oder mit Anti-Religion. „Wer die Macht hat, hat das Recht“, sagte schon Stirner und das gilt selbstverständlich vor allem für Kritiker. Wer die Macht hat entscheidet wer was kritisieren darf, oder auch nicht. Daran welche Rechte man hat, seine eigene Vorstellung durchzusetzen erkennt man daher auch, ob man Macht hat, oder ohnmächtig ist. Derzeit scheint es, als wären diejenigen in der Überzahl und in der mächtigeren Position, die Kritik an ihren Vorstellungen abschmettern. Liegt vielleicht auch daran, dass westliche Denkweisen oft den kurzfristigen, materiellen Vorteilen geopfert werden.

  4. @Belibaste:

    „Ich denke hier (bei euch Skeptikern – das ist kein Beruf, eher eine Berufung) geht es um Weltanschauung. So gesehen glaube ich schon, dass es sich hierbei um eine gemeinschaftliche Weltanschauung handelt.“

    Ersetze „gemeinschaftliche Weltanschauung“ in „gemeinschaftliches Interesse“, dann kommst du dem Selbstverständnis der meisten Skeptiker bzw. Mitglieder der GWUP deutlich näher; siehe „GWUP: Über uns„:

    „Wir sind Frauen und Männer mit unterschiedlichen Biografien, Berufen und Fachrichtungen: Wissenschaftler, Journalisten, wissenschaftlich Interessierte. In unseren Weltanschauungen und politischen Ansichten sind wir sehr verschieden. Uns verbindet jedoch die Überzeugung, dass Wissenschaft und kritisches Denken für die gesellschaftlichen Herausforderungen von heute und morgen wichtiger sind denn je. Wir nennen uns Skeptiker. Das heißt, wir betrachten ungewöhnliche Behauptungen zwar mit Skepsis, lehnen sie aber nicht vorschnell ab, sondern prüfen sie mit wissenschaftlichen Methoden und den Instrumenten des kritischen Denkens.“

    Du schreibst weiter:

    „Derzeit scheint es, als wären diejenigen in der Überzahl und in der mächtigeren Position, die Kritik an ihren Vorstellungen abschmettern. Liegt vielleicht auch daran, dass westliche Denkweisen oft den kurzfristigen, materiellen Vorteilen geopfert werden.“

    Was meinst du mit „derzeit“? War das in Feudalgesellschaften vor 1000 Jahren besser? War es vor 70 Jahren in Deutschland besser? Was meinst du mit „westlichen Denkweisen“? Welchen „kurzfristigen, materiellen Vorteilen“ fallen diese Denkweisen deiner Meinung nach zum Opfer?

  5. @ Belibaste,

    ich kann Ihre Auffassung zu den Skeptikern der „GWUP“ nicht nachvollziehen. Sie schreiben in Ihrem ersten Kommentar unter anderem:

    […] „Man zementiert ein was bisher an ‚Wissenschafts-Glauben‘ erlaubt ist. Es wird zu wenig differenziert und zu sehr vom eigenen Standpunkt aus ausgegangen.“ […]

    Zunächst sollten Sie hier auseinanderhalten, dass „Wissenschaft“ mit „Glauben“ nichts zu tun hat. Ferner vertrete ich die Auffassung, dass die Skeptiker von der „GWUP“ auch nichts zementieren wollen.

    Sofern Sie sich einmal die einzelnen Kategorien und Beiträge näher anschauen, geht es doch hier vielmehr darum, die massiv um sich greifenden Auswüchse irrationaler Behauptungen und Anschauungen kritisch zu hinterfragen und auf ihren Wahrheitsgehalt zu beleuchten. Und hier leisten die Skeptiker der „GWUP“ eine m.E. wichtige und wertvolle Arbeit in Richtung informativer Aufklärung.

    @ Inge Hüsgen und Stefan,

    […] „Wenn Glaubenssysteme nicht mehr kritisiert werden dürfen, sind Wissenschaft und die offene Gesellschaft in Gefahr, erklärt dazu Amardeo Sarma, Mitbegründer und Vorsitzender der GWUP: ‚Wissenschaft ist ohne freies Denken und freie Rede mit de Möglichkeit potenziell anstößige Fragen anzusprechen undenkbar.'“ […]

    Skeptikern und Kritikern einen Maulkorb verpassen zu wollen – egal in welcher Hinsicht – halte ich ebenfalls für äusserst bedenklich. In Sachen des „Glaubens“ und wohin obskure „Glaubenskonstrukte“ führen können, sieht man beispielsweise auch an der stetig wachsenden Zahl von Kreationisten mehr als deutlich.

  6. Hallo, merkt ihr nicht, wie gegesätzlich ihr selber argumentiert, hier:

    „Wissenschaft ist ohne freies Denken und freie Rede mit de Möglichkeit potenziell anstößige Fragen anzusprechen undenkbar.“

    und zum Thema „Marburger Kongress“ wollt ihr genau das verhindern.

    des ist nicht objektiv!

  7. @ Rolf,

    ich habe die Befürchtung, dass Sie hier die Fakten etwas arg durcheinanderbringen.

    Was soll denn auf dem „Marburger Kongress“ abgehalten werden? Zu Ihrer Information darf ich Sie auf den Bericht der GWUP vom 20.04.2009 mit dem Titel „Heilung von Homosexuellen? Pseudopsychotherapie auf Marburger Kongress“ hinweisen.

    Damit dies hier etwas deutlicher wird, zitiere ich kurz daraus:

    […] „Die psychotherapeutischen Ansätze zur „Behandlung“ Homosexueller, die dort vorgestellt werden sollen, entsprechen nicht dem Stand der biologischen und psychologischen Wissenschaft und sind daher als (vermutlich religiös motivierte) Pseudowissenschaft zu klassifizieren, ähnlich wie die Ablehnung der Evolutionstheorie durch die Kreationisten.

    Mit Sorge beobachten wir, dass Tagungen mit pseudowissenschaftlichen oder esoterischen Inhalten immer häufiger in einem universitären Rahmen abgehalten werden, vor allem im alternativmedizinischen Bereich, ohne dass Universitäten hiergegen einschreiten.“ […]

    Bevor Sie unsachgemäß urteilen, sollten Sie bitte den ganzen Bericht lesen.

    Werter Rolf, wie können Sie allen Ernstes der GWUP mangelnde Objektivität vorwerfen?

  8. Es geht hier darum, ob man solche Veranstaltungen an Universitäten durchführen sollte. Um die GWUP Meldung zu zitieren:

    „Es stehen genügend außeruniversitäre Tagungszentren zur Verfügung, in denen Räumlichkeiten angemietet und Meinungen noch so absurder Natur frei geäußert werden können.“

    Wir wollen keine Meinungsäußerungen verhindern, sondern bitten darum, daß durch Veranstaltungen im universitären Rahmen der Eindruck nicht erweckt wird, dass es sich bei den Inhalten um solche mit wissenschaftlichem Charakter handelt.

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