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Tödlicher Dämonenglaube: Kind stirbt in Sekte

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Weil sie ihn für einen Dämon hielten, ließen Sekten-Mitglieder im US-Bundesstaat Maryland einen kleinen Jungen verhungern. Anschließend warteten sie auf seine Auferstehung von den Toten. Ein Grund für die Dämonen-Diagnose: Das Kind (15 Monate) wollte nach dem Essen nicht „Amen“ sagen und verstieß so gegen die kruden Regeln der Sekte. Seine Mutter und drei weitere Mitglieder der Gruppe „1 Mind Ministries“ wurden festgenommen und des Mordes beschuldigt. Das melden heute Spiegel Online und weitere Medien.

Ein abscheulicher Fall, der so sprachlos wie auch wütend macht: Im 21. Jahrhundert stirbt ein Kind einen grausamen Tod, weil Erwachsene sich in eine religiöse Wahnwelt flüchten, in der Dämonen lauern und Tote herumspazieren. Und das nicht irgendwo in der hinterletzten Ecke des Planeten, sondern mitten in der größten Volkswirtschaft der Welt, in die seit 1950 rund die Hälfte der naturwissenschaftlichen Nobelpreise gewandert ist. Ein schrecklicher Fall, der leider auch zeigt, wie fein und zerbrechlich die dünne Glasur von Aufklärung, Humanismus und Rationalismus ist – und dass sie immer noch mit Vehemenz und Überzeugung verteidigt werden muss. Von uns allen. Überall. Jederzeit.

No Demons, No Believers!

Der Legende nach paktierte Papst Silvester II. mit dem Teufel. Für Fanatiker ist der Teufel keine Sagengestalt, sondern real – auch im 21. Jahrhundert.
(Bildquelle: Wikipedia, verändert)

Denn man muss nicht extra über den Großen Teich blicken und in sogenannten Sekten suchen, um heute noch die finstersten mittelalterlichen Schatten zu finden, die man eigentlich für gebannt halten könnte. Wie Holger von Rybinski erst vorgestern in GWUP-Aktuell meldete, ist auch in unserem gut katholischen Nachbarland Polen vermutlich bald sprichwörtlich der Teufel los: Pater Andrzej Trojanowski will in einem Dorf nahe Stettin ein Zentrum für „Teufelsaustreibungen“ bauen – Kritik daran ist unerwünscht und wird gleichfalls als „Teufelswerk“ abgeschmettert, wie verschiedene Medien berichten.

Sollten diese Meldungen stimmen, sollten bei jedem auch nur halbwegs aufgeklärten Menschen die Alarmglocken schrillen. Die Grenzen der Glaubensfreiheit sind damit längst überschritten. Null Toleranz. Denn zu welchen Tragödien ein solcher Dämonenglaube führen kann, ist nicht erst seit dem Tod des Jungen aus Maryland bekannt. Und dabei spielt es nicht die geringste Rolle, ob es sogenannte Sekten oder etablierte Amtskirchen sind, die diesen tödlichen Schwachsinn fördern und verbreiten:

„An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ (Mt 7,16)

Links zum Thema:

Autor: Stefan Kirsch

Stefan Kirsch: Diplom-Germanist und Redakteur, aktiv in der GWUP seit 2000. Studium der Germanistik, Journalistik, Philosophie und Psychologie an der Universität Bamberg, Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband (djv). Beruflich ist er in der Unternehmenskommunikation eines deutschen Technologie-Konzerns tätig.

4 Kommentare

  1. Unglaublich was mit dem Kind passiert ist. Meine Frage wäre, zu einem anderem Thema. Wer kann mir zu dem Buch Leben im Jetzt von Eckhard Toll auskumft geben?? Hier geht es um Menschenrechtsverletzung. Diese Bücher werden von einer Maria Offers und Ute Lauterbach an Frauen verteilt. Es ist unglaublich was mit den Frauen passiert. Mit freundl. Grüssen Marina

  2. @ Marina: Deine Frage zu Eckhart Tolle und seinen Büchern ist etwas unspezifisch. Was genau meinst du mit „Menschenrechtsverletzung“, was passiert mit welchen Frauen? Allgemeine Infos zur sogenannten Satsang-Bewegung sowie Tolles Werk gibt z.B. die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Zitat daraus:

    „Kein Wunder, dass Tolles simple Lehre eines Lebens in konfliktloser Gegenwärtigkeit in esoterischen Zeitschriften und alternativen Gesundheitsmagazinen vielfältig aufgegriffen wird. […] Der Satsang-Ideologie fehlt der Mut zur Unvollkommenheit, zur Schwäche und zum Vorläufigen. Sie verhindert Entwicklungsprozesse, weil sie keine Spannungen und Widersprüche aushält und Krisen nicht als Entwicklungschancen begreift.“

  3. Dass sogar hohe Funktionäre der katholischen Kirche den Glauben an den Satan und Dämonen noch heute verbreiten, zeigt die folgende Aussage von Pater Amorth, Exorzist der Dioziöse Rom:

    „Satan ist ein wirkliches, persönlichgeistiges Wesen. Er gehört zu den Abertausenden von Gott geschaffenen Engeln. Wie alle Engel war der Teufel einst glücklich und gut, erlag dann aber einer Versuchung. Es steht fest, dass sich Satan und seine Anhänger aus eigener Schuld in Dämonen verwandelten, weil sie sich nicht in den Dienst Christi stellen wollten. Die Dämonen sind persönliche Wesen, weil sie Freiheit und Willen besitzen. Sie sind geistige Wesen, reine Geister, weil sie keine Seele und keinen Leib haben wie der Mensch. Darum benützen sie manchmal den Körper der Menschen“

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