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Medien contra Medium: Uri Geller verrissen I

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Was hatte ProSieben nicht alles an geballter Promotion-Kraft aufgebracht, um die volle Aufmerksamkeit der werberelevanten Zielgruppe auf die Casting-Show „The Next Uri Geller“ zu lenken: ein Geller-Special bei „GalileoMystery“, einen Geller-Auftritt in „TV total“, zudem unzählige Trailer, animierte Uri-Einblendungen, blinkende Programmhinweise, die ganze Palette medialer Selbstreferenz.

Motto: Seht alle her, ich mach‘ mich selbst zum Thema, ergo bin ich relevant! Quelle: Lehrbuch zur Inszenierung von Pseudo-Ereignissen, Kapitel 1. Dass die Quoten der ersten Sendung gut würden und das auch sein mussten, lag auf der Hand. Laut Quotenmeter sahen 3,85 Millionen Menschen die Show (12,1%), davon 2,69 Millionen aus der werberelevanten Zielgruppe (20,1%). Angeblich überraschte dieses gute Ergebnis selbst die Macher.

Die Medien gingen mit dem Medium am Tag nach der Show allerdings hart ins Gericht. Und das ist gut so, denn sonst wären 30 Jahre hartnäckiger Geller-Entlarvung durch Skeptiker und Tricktechniker wirklich für die Katz‘ gewesen. Hier ein erster Streifzug durch den Blätterwald (Teil 2 folgt morgen steht hier):

  • So funktionieren die Tricks aus der Geller-Show titelt „Welt Online“ und verrät tatsächlich, wie Gellers Zauberlehrlinge mehr oder weniger verblüfft haben: „In der Live-Show auf Pro Sieben konkurrieren zehn ‚Mentalisten‘ um 100.000 Euro. Mysteriöses, Paranormales und Übersinnliches soll der Zuschauer serviert bekommen. In Wahrheit sind es aber billige Taschenspielertricks, codierte Botschaften und andere Schummeleien auf ‚We love to entertain you‘-Niveau. Wir zeigen Ihnen, wie einige heiß diskutierte Tricks funktionieren.“ – Ein dringender Lesetipp für Spielverderber! ;-)
  • „FAZ.NET“ schwankt zwischen Respektlosigkeit und Mitleid. Dispektierlich nähert sich das Feuilleton der Sendung unter der Überschrift Uri Gellers kleiner Wanderzirkus. Im Artikel heißt es weiter, die Show sei „zu einer Parade des Mystischen aufgebauscht, in der mit vollem Ernst behauptet wird, dass Menschen Kontakt mit dem Jenseits aufnehmen können, Gedanken übertragen oder Zukünftiges vorhersehen. Deutschland sucht den Superfreak. […] Einen ganz und gar traurigen Auftritt lieferte ausgerechnet der Meister höchstpersönlich ab.“
  • Enttäuscht von der Show zeigt sich „Spiegel Online“ und schreibt lapidar: Der Spaß macht die Biege. Dem Autor war’s wohl schlicht langweilig, und man kann’s ihm nicht verdenken: Nach dem x-ten verbogenen Löffel ist’s einfach mal gut. Zitat: „Uri Geller ist wieder da, er macht, was er seit jeher macht: Löffel biegen, Uhren beleben, gut aussehen. Und hinterher fragt sich der Zuschauer, um was genau es eigentlich ging.“ Und so wagt der Redakteur eine düstere die erfreuliche Prognose: „Man braucht keine übersinnlichen Fähigkeiten, um zu begreifen: Die neue Magier-Show mit dem Besteckbieger Uri Geller könnte trotz starker Quoten zum Auftakt doch noch floppen.“

Autor: Stefan Kirsch

Stefan Kirsch: Diplom-Germanist und Redakteur, aktiv in der GWUP seit 2000. Studium der Germanistik, Journalistik, Philosophie und Psychologie an der Universität Bamberg, Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband (djv). Beruflich ist er in der Unternehmenskommunikation eines deutschen Technologie-Konzerns tätig.

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