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Mondkäse: Altes Wissen, neu gemischt

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Dr. Helmut Groschwitz widmet sich in seinem Vortrag den modernen Mondkalendern aus Sicht der Volkskunde. Heutige Mondkalender bieten Ratschläge für den „richtigen Zeitpunkt“ bei vielen Alltagstätigkeiten: Haare schneiden, Abnehmen, Gartenarbeit, Holz fällen und so weiter.

Seit Mitte der 90er Jahre sind Mondkalender Bestseller (eine Million verkaufte Exemplare in Deutschland im Jahr 2001), die sich auf ein angeblich empirisches, mündlich überliefertes „altes Wissen“ berufen. Dem gegenüber stehen jedoch zahlreiche Studien, die einen Einfluss des Mondes (jenseits der Gravitation und des Mondlichtes) falsifizieren.

Mondkalender von heute sind geschickte Mixturen aus folkloristischen Versatzstücken und moderner Esoterik, motiviert von sowohl Umweltbewusstsein und Traditionsbegeisterung als auch Zivilisationskritik.

Sie erheben Anspruch auf eine hohe Authentizität, die Arbeitsweise der Autoren ist jedoch eher synkretistisch (d.h. vermischend), so dass sich heute sehr viele widersprüchliche Formen und Varianten von Mondkalendern finden.

Begleitet wird das literarische Produkt von vielen anderen Erzeugnissen, die ebenfalls auf den Mondlauf bezogen werden (Mond-Käse, -Wasser, -Bier etc.). Dennoch will Dr. Groschwitz hier nicht von der „Wiederkehr des Irrationalen“ sprechen, denn: „Innerhalb ihres Weltbildes handeln die Nutzer rational“, so der Volkskundler.

Mehr zum Thema auf der Webseite von Dr. Helmut Groschwitz.

Autor: Stefan Kirsch

Stefan Kirsch: Diplom-Germanist und Redakteur, aktiv in der GWUP seit 2000. Studium der Germanistik, Journalistik, Philosophie und Psychologie an der Universität Bamberg, Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband (djv). Beruflich ist er in der Unternehmenskommunikation eines deutschen Technologie-Konzerns tätig.

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